Einfach mal völlig emotionslos berichten, wie peinlich wäre das. Der liebe Herr Pfarrer Bräuchle hat da was zum Besten gegeben, was sich jeder mal anhören sollte. Natürlich, um was kann es schon gehen. S21 oder Stuttgart 21.
Johannes Bräuchle, evangelischer Pfarrer Vertreter, ehemaliges CDU-Gemeideratsmitglied in Stuttgart und Gründer der Stuttgart-21-Befürworterinitiative proSiT sprach am letzten Donnerstag am Rathausplatz vor den Befürwortern des Projektes. Persönlich bin ich durchaus gewillt Pfarrer Johannes Bräuchle zu dieser Initiative zu gratulieren. Denn das ist Demokratie. Natürlich dürfen die Befürworter ebenfalls wie die Gegner auf die Strasse gehen, ja sie müssen es sogar, oder? Dass sich jedoch Politik und Religion nicht wirklich vertragen, hat Politiker Johannes Bräuchle letzten Donnerstag eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Herr Bräuchle gab folgendes „kontrovers“ Interview beim Bayrischen Rundfunk.
Aussage Herr Bräuchle beginnt bei 5 Min 43 Sek:
So, so, da ist es laut Herrn Bräuchle nicht erlaubt seine Meinung zu sagen und dieser Umstand wird als „Raub der Meinungsfreiheit“ gewertet. Pfarrer Johannes Bräuchle hat natürlich das gute Recht dies so zu benennen, oder? Aber sicher, doch der liebe Herr Pfarrer Bräuchle sollte sich dann doch bitte ebenfalls an seine moralischen, demokratischen Werte, die er einfordert, halten. Am Donnerstag, den 14. Oktober 2010, schienen Herrn Politiker Pfarrer Bräuchle bei seiner Rede am Rathausplatz alle guten Geister verlassen zu haben. Auch die Engel, die er rief… Aber halt, die Geister hatten ihn nicht verlassen, denn er hatte sich sehr gewissenhaft vorbereitet und entweder Stichpunkte oder die gesamte Rede fein zu Papier gebracht. Dann war das pure Absicht, was Herr Bräuchle von sich gab. Fassungslosigkeit macht sich in mir breit.
Bräuchle am 14.10.2010 – Rathausplatz Stuttgart
Wer das Video von Anfang an sieht, dem wird auch sicherlich auffallen, dass sich Stuttgart 21 Gegner angeblich wieder die RAF zurückwünschen würden (hierfür hätte ich gerne Beweise von Herrn Bräuchle, der behauptet, dass dies am Montag, den 11. Oktober 2010 vor der Liederhalle bei der IHK Vollversammlung von Gegnern des Projektes geäussert wurde) und viele weitere Behauptungen.
Bei 2 Minuten 40 Sekunden setzt meine Toleranz und mein Respekt gegenüber Pfarrer Johannes Bräuchle dann komplett aus, denn diesen gequirlten Humbug hatten wir doch schonmal irgendwann in unserer Geschichte, oder?
Schicken wir die hinaus aus unserer Stadt und unserem Land, die als Aktivisten und Agitatoren und Demagogen im Ganztagsjob eingekauft worden sind.
Für den Wahrheitsgehalt dieser Aussage blieb Herr Bräuchle jegliche Beweise schuldig. Auf diese heuchlerische Rede gestossen bin ich dank Alvar, der genauso wie ich die Geschehnisse in Stuttgart mit Spannung verfolgt. Wenn Herr Bräuchle wüsste, dass es Menschen gibt, die sich auf beiden Seiten informieren, weil sie momentan noch keine eigene Meinung haben, dann hätte er sicherlich mit etwas mehr Überlegung gesprochen.
Nicht genug, dass Politker aller Seiten Ihre Unfähigkeit auf die Bürger dieser Stadt abwälzen. Nein, jetzt kommt noch Herr Bräuchle dazu, der auf einer Bühne vor 5000 Menschen derlei Aussagen trifft. Ja, das ist ein enormer Unterschied für mich. Wer auf einer Bühne als Redner seine „Machtposition“ derart ausnutzt, der sollte nie mehr sprechen dürfen. Diese Worte sollte er nichtmal gegenüber einer einzelnen Person äussern dürfen. Liebe Befürworter, natürlich könnt, ja müsst ihr weiterhin für dieses Projekt sein. Und das ist gut so. Dennoch bitte ich Euch bei der Rede des Herrn Bräuchle einen Moment inne zu halten und zu erkennen, dass seine Worte von einer tiefgründigen Menschenverachtung gegenüber Andersdenkenden zeugen. Man könnte versucht sein zu argumentieren, dass die Gegner keinen Deut besser seien, doch sollte man sich dann fragen, ob man Gleiches mit Gleichem vergelten sollte? Als Pfarrer, als Politiker oder als Mensch.
Persönlich konnte ich Herrn Bräuchles tiefste Überzeugung, bei dem was er sagte, spüren. Und das macht mir viel mehr Angst als „Für“ oder „Gegen“ Stuttgart 21 zu sein. Ich bin gegen Stuttgart 21, also gegen ein Bauprojekt. Herr Bräuchle ist laut seiner Rede gegen andersdenkende Menschen. Erschreckende Abgründe gehen auf. Herr Pfarrer Johannes Bräuchle sollte in Zukunft auf solch menschenverachtende Reden verzichten. Was passiert eigentlich mit einem Pfarrer, wenn der Herrgott das alles mitbekommt?
Vor wenigen Tagen erst sprach Herr Molitor, stellvertretender Chefredakteur der Stuttgarter Nachrichten, bei einer Südwest Extra Sendung von den sogenannten #Twitterdemagogen.
Mir bleibt nur das zu erwidern: wer auf angebliche #Twitterdemagogen mit #Pfarrerdemagogen antwortet hat rein gar nichts verstanden. Für mich ist Herr Bräuchle nach dieser Rede weder Pfarrer noch Politiker. Herr Bräuchle, Sie machen mir Angst auf einem Weg zurück in unsere Vergangenheit zu sein, die ich auch aufgrund Erzählungen meines Großvaters persönlich hoffentlich nie erleben muss.
Update 20.10.2010
Auf der Laufen für Stuttgart Seite kann man die Rede des Herrn Bräuchle nochmal in allen Details wortwörtlich nachlesen. Dort steht ausdrücklich:
Ansprache von Johannes Bräuchle….Es gilt das gesprochene Wort
Bei besagtem Absatz dann folgendes:
Schicken wir die hinaus *) aus unserer Stadt und unserem Land, die als Aktivisten und Agitatoren und Demagogen im Ganztagsjob eingekauft worden sind.
Ein Sternchentext, der folgende Erklärung beinhaltet:
*) zum besseren Verständnis: Erteilen wir denen einen Platzverweis, die ….
Die Gewinnspielfrage für heute lautet:
Was zählt mehr, das gesprochene Wort oder der Sternchentext auf der Webseite? Vor 4.000 Menschen bewusst Worte einzusetzen, um diese später über eine Webseite zu interpretieren, funktioniert sehr schlecht. Aber laut Laufen für Stuttgart gilt das gesprochene Wort. Schade auch, dass bei der Passage „Die RAF muss wieder her“ der Sternchentext fehlt. Mich hätten Fakten zu dieser Aussage sehr interessiert. Hörensagen ist ein schlechter Berater in diesen Zeiten.
Update 22.10.2010
Anzeige wegen Volksverhetzung gemäß § 130 StGB gegen Herrn Johannes Bräuchle wurde gestellt.
Ich würde einfach mal sagen der gute Bräuchle prangt an, dass seine Erwartungen von der Gegenseite nicht erfüllt werden möchten und so einfach keine Diskussion möglich ist.
danke für den artikel…ich schaffs aber nicht mir den Mann nochmal reinzuziehn. Hab schonmal ein video gesehn, als mit ihm diskutiert wurde, warum er denn die Plakate im Park abreisse, außerdem Interview auf flügel-tv….den ertrage ich einfach nicht mehr….kann man denn nichts tun gegen diesen Spaltgiftpilz?
ich bin sprachlos..
erschreckend nicht nur die Rede Bräuchles, sondern dass die 5000 Menschen ihm bei diesen Worten zugejubelt haben. Das ist noch schlimmer. Man hätte erwarten können, dass sie ihn von der Bühne jagen.
großartig, floyd, vielen vielen dank. ich war an dem donnerstag mal zur beobachtung auch dort und hab mir das alles angehört. meine zusammenfassung: auf den pro-demos passiert praktisch das gleiche wie auf den gegner-demos: man klopft gleichgesinnenten auf die schulter und läßt redner die argumente runterbeten. soweit so gut, und ich finds ehrlich gesagt auch prima, dass die befürworter flagge zeigen. bis auf eine ausnahme: was der bräuchle da betreibt, ist volksverhetzung. er zeigt mit dem finger auf die bürger des gegner-lagers, aber in wirklichkeit ist er selbst ein demagoge und agitator übelster sorte. ich hoffe dass die mehrheit der befürworter intelligent genug ist, das zu erkennen.
Nach mehreren Verlautbarungen des Herrn Bräuchle kommt mir immer wieder nur ein Begriff in den Sinn: Brandstifter.
die Forderung Bräuchles, die S21-Gegner aus der Stadt zu vertreiben, ist schon besonders dreist. Und darauf kann man ihm eigentlich nur Eines antworten: In einem demokratischen Stuttgart ist soger für Trottel wie ihn Platz.
Ich werde bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen Johannes Bräuchle eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung nach § 130 StGB erstatten. Dazu bräuchte ich allerdings den Wohnort von Herrn Bräuchle. Ist dies Stuttgart oder wohnt er außerhalb? Bitte Antwort an meine mail-adresse. Danke!
Mein Schreiben an die Staatsanwaltschaft werde ich bei den Parkschützern veröffentlichen.
@Beatrice: Adresse ist unterwegs zu Dir. Für alle, die die Aussagen des Herrn Bräuchle auch nicht so lustig finden, hier der Link zum §130 StGB.
So kann sich jede/r selbst ein Bild machen.
Das is ja zu krass …… uns Gegnern wird vorgeworfen, wir würden die RAF wieder wollen und wir würden einem ehemaligen Nazi hinterherrennen, aber das, was dieses Aas an Pfaffe da von sich gibt, ist ja wohl alles andere als christlich !!!!! Das ist ja fast schon Verschwörungstheorie a la Scientology ….. der betreibt die Gehirnwäsche in feinster Form …..
Nein, ein weiteres Mal kann ich mir diesen geistigen Dünnpfiff nicht nochmal anschauen ….
@Gabi: ich respektiere deine Meinung und kann deine Wut verstehen. Allerdings ist Wut kein guter Partner an der Seite, wenn man positiv verändern möchte. Ich würde mir wünschen, dass wir auf einem nicht beschimpfenden Niveau diskutieren. Was Herr Bräuchle gesagt hat ist mehr als verwerflich. Die Konsequenzen werden sich noch zeigen, versprochen.
ich bin für S21
sonst müssen es unsere enkel ausbaden,wenn wir dann allem hinterher hinken!ohne wird die wirtschaft in baden württemberg den bach runter gehen.
Hallo Frau Weckerle,
Unser Land ist nicht groß geworden, weil man verrückte überteuerte Projekte baute – sondern weil die Menschen fleißig, sparsam und clever sind (Besonders können sie gut rechnen)
Ich finde es eine Unverschämtheit von Ihnen unseren Fortschritt von diesem banalen Projekt abhängig zu machen. Das ist eine Beleidigung für die vielen klugen und tüchtigen Menschen in Baden/Württemberg. Ihre Enkel werden sich nur darüber ärgern, dass sie immer noch Schulden für dieses unsinnige Projekt bezahlen müssen.
Oma Margot
Kann man diesen Beitrag hier einmal an die zuständigen „Kirchen-Chefs“ schicken? Ich bin noch Mitglied der ev. Kirche und finde Herrn Bräuchle so empörend, dass ich aus diesem Grund am liebsten aus der Kirche austreten würde.
@ursula: auch an dich ein herzliches Willkommen hier. Es freut mich, dass du für Stuttgart 21 bist, denn jeder kann und muss persönlich entscheiden dürfen.
ABER: hast du den Artikel überhaupt gelesen? Was hat dein Kommentar bitte mit den Aussagen des Herrn Bräuchle zu tun? Nichts. So. Da haben wir dann ein Problem, oder? Ich denke schon.
Das geht mir sowas von auf die Nerven, dieses ständige „Ich bin dafür“, warte „Ich bin dagegen“, man könnte fast sagen meine letzte Mahlzeit versucht sich den Weg in die Freiheit zu bahnen.
Bitte kommentiere zu dem Inhalt des Artikels und nicht einfach auf die voll belanglose Tour „Ich bin dafür weil meine Enkel ausbaden“ und so…
Aber bei der Qualität deines Kommentars darf ich wohl davon ausgehen, dass du so oder so nur deinen Frust hier abladen wolltest und nie wieder kommst.
Schade.