Gestern fand unter dem Motto „Wir reden mit“ die dritte „Volksversammlung“ in Stuttgart statt. Zu Gast war diesmal der Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart, Wolfgang Schuster. Oder wie ich gerne sage, der „Gnagflow“. Das sage ich einserseits, weil ich „Gnagflow“ oftmals besser verstehe, wenn ich ihn rückwärts anhöre, andererseits weil „Gnagflow“ ähnlich wie Gangolf klingt. Beide sind äusserst spezielle Menschen bezüglich ihrer Emotionalität. Das machte Herr Schuster gestern sehr klar. Wer auf Empathie hoffte wurde enttäuscht.
Die nie stattgefundene Rede des OB Schuster
Liebe Stuttgarterinnen, liebe Stuttgarter,
ich freue mich inständig, dass sie heute zu dieser Veranstaltung gekommen sind. Ebenso freue ich mich, dass ich eingeladen wurde, um zu einigen Themen als ihr Oberbürgermeister Stellung beziehen zu dürfen. Vorab würde ich gerne einige Worte an sie richten, die mir wirklich am Herzen liegen. Sicherlich denken sie, dass ein Oberbürgermeister Stuttgarts zu jeder Zeit alles im Griff haben sollte. Das dachte ich auch immer. Doch heute spreche ich zu Ihnen als Oberbürgermeister und als Bürger dieser Stadt. Stuttgart 21 hat unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben in dieser Stadt verändert. Innerlich fühle ich mich zerrissen.
(Gegen S21 Gruppe wird aktiv: Pfiffe, Heuchler Rufe, etc.)
Mögen sie pfeifen und mich beschimpfen. In einigen Teilen kann ich ihren Unmut absolut verstehen. Mein Anspruch Oberbürgermeister für alle Bürger Stuttgarts zu sein kann ich momentan leider nicht nachkommen, da die Fronten verhärtet sind. Dies hat Gründe, von denen ich für einige mitverantwortlich bin, die ich rückblickend anders lösen würde. Wir haben vergessen miteinander zu reden, einen echten, ehrlichen Dialog zu führen. 2007 sammelten die Gegner von Stuttgart 21 67.000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren, das Mängel aufwies. Daher war es damals kein Problem die Unterschriften juristisch als wertlos zu betrachten. Natürlich ist mir nicht entgangen, dass 67.000 Menschen Bedenken bei Stuttgart 21 haben. Dies würde ich heute anders bewerten. Selbstredend kann man bei 67.000 Unterschriften nicht zwingend von einer Mehrheit sprechen, die gegen das Projekt sind, doch es hätte mich stutzig machen müssen. Hat es mich auch in Teilen, doch das durfte ich nicht zeigen. Als Bürger sage ich Ihnen, dass dies eine falsche Entscheidung war. Letztendlich gibt es aber Verpflichtungen, die man nicht einfach beiseite schieben kann.
(Pro S21 Gruppe wird aktiv: Pfiffe, Weichei Rufe, etc.)
Am 30.09.2010 habe ich bei der Pro S21 Demonstration eine Rede und mein Bedauern über die „Vorfälle“ im Schlossgarten gehalten. Glauben sie mir, ich wäre nach der Pro Demonstration abends gerne noch in den Schlossgarten gegangen und hätte versucht mit den Bürgern zu sprechen. Bitte glauben sie mir aber auch, dass ich ganz einfach Angst hatte. Angst vor persönlichen Übergriffen, Angst selbst in Situationen verwickelt zu werden, in die ich nicht verwickelt werden wollte. Ich bedaure diesen Tag inständig. Da ist in mir etwas zerstört worden. Nicht wie bei vielen von ihnen körperlich, sondern in meinem Herzen. Mein Herz sagt mir, dass dieser Einsatz absolut falsch war. Unfassbar sass ich vor dem Fernseher und habe mir die Bilder immer wieder angesehen, die sich in unserer Stadt abspielten. Ich bitte sie als Oberbürgermeister dieser Stadt inständig um Verzeihung.
Doch was können wir jetzt tun? Macht es Sinn, dass wir uns mit Hass in den Augen begegnen? Wir können nicht mehr so weiter machen wie bisher. Ich bitte sie um Dialog. Um echten Dialog. Heute könnte ein guter Startschuss für solch einen Dialog sein. Weiterhin würde ich gerne mit ihnen in Kontakt bleiben. Sowohl mit Befürwortern, als auch mit Gegnern von Stuttgart 21 und natürlich mit allen Bürgern. Hierfür werden wir als Stadt ein Dialogforum einrichten, das einmal monatlich stattfinden wird. Platz sollte das Dialogforum für jeweils 2.000-5.000 interessierte Bürger bieten. Durch Stuttgart 21 habe ich etwas verstanden, dass viel wichtiger als das Bahnhofsprojekt ist: die Form der Demokratie wandelt sich. Wir alle kennen das Ziel dieser Wandlung noch nicht, dürfen aber gespannt sein wohin sich unsere Stadt gemeinsam entwickeln wird. Der Prozess wird ein langer sein, doch bin ich fest der Überzeugung, dass sich dieser Weg für uns alle lohnen wird. Wenn am Ende nicht ein Ziel, sondern „nur“ ein Weg steht, möchte ich diesen mit ihnen weitergehen. Aber nur gemeinsam.
Vielen Dank, dass sie mir so lange zugehört haben. Nun freue ich mich auf ihre Fragen.
(Pfiffe von Gegnern und Befürwortern setzen gemeinsam ein)
Ach ja, ein schöne Vorstellung…
Sie impliziert jedoch Schuster könnte, wenn er es doch menschlich nur hinbekommen würde, eine solche Rede halten. Klar kann er, ich weiß aber, dass er es nie wollen würde. Schuster ist korrupt und böse.