Aus Spaß hatte ich hier im Blog eine Plakatcollage von Frau Merkel veröffentlicht. Mein kleiner Blog hatte auf einmal ganz viele Besucher. Die wenigsten waren zwar aus Stuttgart, aber in mir keimte die Hoffnung, dass das Turnen tatsächlich stattfinden könnte. Einen Tag vor der Veranstaltung versuchte ich so viele Mitstreiter wie möglich zu finden.
Oh Stuttgart, wo ist nur dein Spaß?
In Stuttgart Menschen für eine spaßige und völlig absurde Aktion zu gewinnen, ist keine einfache Aufgabe. Wenn man hier etwas plant, wird einem entweder die Spaltung der S21 Gegnerschaft vorgeworfen, oder aber von CDU/FDP etc. Wählern kindischer, verunglimpfender Aktionismus gegenüber der Bundeskanzlerin. Die Mails, die ich vor und nach der Aktion bekommen habe, erspare ich euch lieber. Da war vom Bundestagsabgeordneten, bis zum Hardcore S21 Gegner alles dabei. Aber glaubt mir, ich verstehe das: Die Bundeskanzlerin kommt, das ist kein Spaß!
Dank Platzregen fiel der Sport aus
Das Wetter besagte bereits am Morgen, dass es schwierig wird, nicht alleine vor Ort zu sein. Regen. Am Treffpunkt waren wir acht Personen. Das fand ich persönlich gar nicht mal so schlecht. Für Menschen ausserhalb Stuttgarts mag das total lächerlich und nicht erwähnenswert klingen, aber ich war trotzdem happy. Wir waren jung, alt, weiblich, männlich, etc. Also alles, was man sich so wünscht. Punkt 15 Uhr begann die Veranstaltung. Frau Merkel bahnte sich ihren Weg durch die Menge zur Bühne und Gott schüttete eimerweise Wachstumsmittel vom Himmel. Platzregen. Somit fiel der Sport aus. Schade. Dennoch hielten wir unsere Schilder hoch und protestierten auf unsere Art und Weise. Das Wetter besserte sich erst pünktlich zum Ende der Veranstaltung, was sicherlich kein Omen war.
Danke an alle Turner
Mir hat die Aktion unglaublich viel Spaß gemacht. Natürlich war ich mir bewusst, was für ein hartes Pflaster Stuttgart in Sahen Humor ist. Doch irgendwann muss man anfangen, mit wenigen, aber ganz tollen Menschen. Vielleicht sind wir bei der nächsten Aktion schon ein paar mehr. Ach ja, Sportabzeichen haben wir nicht bekommen, aber ich denke, wir hätten uns ein Seepferdchen verdient!
Danke an Putte für die Musik für den kleinen Film. Danke.
Hi Floyd,
danke für diese schöne, absurde Aktionsidee. Endlich mal wieder eine Aktion, die Spaß gemacht hat! Meinem Empfinden nach ist vielen politisch Aktiven in Stuttgart schon lange der Spaß an der Sache verloren gegangen. Mir ging es zeitweilig auch so. Das liegt wohl unter anderem am 30.9. oder einfach daran, dass S21 noch immer nicht gestoppt ist. Einerseits verständlich. Andererseits ist es, zumindest für mich, eine der Voraussetzungen überhaupt für’s nachhaltige Einmischen, dass mir eine Aktion auch Freude bereitet. Also, gerne wieder!
Schöner Film übrigens, danke an dich und Putte!
LG
Julia
Hi Julia, erstmal danke, dass du dabei warst! Und du sprichst mir aus der Seele. Ich verfolge diesen Konflikt seit einigen Jahren, und zu Hochzeiten standen auch wirklich kreative, schöne Demonstrationsformen auf der Tagesordnung, ohne dabei die Grundidee der Veränderung aus den Augen zu verlieren. Inzwischen sind die beiden „Fronten“ noch weiter verhärtet. Deswegen finde ich auch Turners Wahlplakat „Schluß mit dem Streit!“ so inakzeptabel. Aber als ausgebuffter Werber weiss er natürlich, was die Menschen lesen wollen.
Der 30.09. war auch für mich ein einschneidendes Erlebnis und ich werde den Tag nie vergessen. Ich habe lange an dem Tag verharrt, habe ein ein Video daraus gemacht, einen Artikel geschrieben, und vor allem sehr viel mit anderen Beteiligten geredet, wie diese den Tag empfunden haben. Das war, ist und bleibt der widerlichste Tag, den ich in Stuttgart erlebt habe.
Die andere Seite ist folgende: wer immer noch glaubt, dass das Volk Stuttgart21 beenden kann, der irrt aus meiner Sicht. Ich finde es genauso dramatisch und fühle mich teils ohnmächtig dabei, aber es ist so. Genauso wenig werden die Regierenden freiwillig eine Optimierung unserer Demokratieform zulassen. Ich kann nachvollziehen, dass sich Menschen seit Jahren gegen den Bahnhof engagieren. Dennoch muss man dabei auch versuchen, etwas über den Tellerrand „Bahnhof“ hinauszusehen. Für mich geht es dabei um viel mehr, als um einen Bahnhof. Vielen anderen sicherlich auch.
Was ich toll finde ist, dass du eine kreative und teils mit Spaß versehene Protestform auch unterstützt und gut findest. Denn ganz ehrlich: mir geht es einfach besser, wenn ich bei einem so traurigen Anlaß, wie einem Besuch der Kanzlerin, trotzdem noch etwas zu Lachen habe;)
Ich freue mich aufs nächste Mal!
Das Volk ….Den meisten ist es doch egal ob dieser Bahnhof gebaut wird oder nicht sie sind dafür oder weder noch. Nur eine aktive Minderheit (der eigene Freundeskreis ist nicht repräsentativ) ist dagegen. Das Volk bzw. eine Mehrheit ist nicht bereit das Projekt zu beenden oder irgendetwas dafür zu tun. Das muss so akzeptiert werden oder wie soll denn deiner Meinung nach eine Demokratie funktionieren? Bestimmen nur die Lautesten, oder die die deiner Meinung sind?
Hey ich find eure Aktion super, mach da auch gerne mal mit. Als ewige Minderheit akzeptiere ich aber auch die schweigende Mehrheit denn was wäre die Alternative?
Der widerlichste Tag den Stuttgart erlebt hat war sicher ein anderer, als die Synagoge brannte, Menschen deportiert wurden, da fallen mir noch viele Tage ein. Hallo es geht um ein (sinnloses) Bauwerk, um Geld…. In Stuttgart werden immer noch Menschen diskrimieniert und entwürdigt. Da regt sich leider gar keiner darüber auf!
Hi Timtom,
neulich sagte jemand zu mir „Wir müssen auseinanderhalten!“. Und er hatte Recht damit. Wir können nicht einfach alles vermischen. In deinem Kommentar lese ich, dass du gegen diesen Bahnhof bist und die Mehrheit (die bei der Volksabstimmung mit „Nein“ gestimmt haben) akzeptierst. Das tue ich ebenso. Es gilt aber in einer Demokratie auch zu respektieren, dass Menschen auf die Straße gehen und lautstark ihre Meinung sagen. Das muss man nicht gut finden, aber dies gilt es zu respektieren. Wer sollte deiner Meinung nach den Verantwortlichen auf die Finger schauen? Die Politik? Das machte weder die CDU geführte Landesregierung, noch tut es momentan die grüne.
Insofern sind wir an diesem Punkt einer Meinung, oder? Wo wir aber auseinanderhalten müssen ist dann der Rest deines Kommentars, denn zum 30.09. schrieb ich:
„…Das war, ist und bleibt der widerlichste Tag, den ich in Stuttgart erlebt habe….“
Das ist rein subjektiv. Natürlich hat Stuttgart sicherlich viel schlimmere Tage erlebt, das würde ich auch niemals abstreiten wollen.
Noch mal auseinanderhalten sollten wir beim Thema „Diskriminierung“ und „Entwürdigung“, wobei sich das für viele Demonstranten am 30.09. auch vermischt haben könnte. Trotzdem schreibst du es ja in einem anderen Zusammenhang, sinngemäß geht es nur um einen Bahnhof, wo andernorts innerhalb Stuttgarts noch Menschen diskriminiert und entwürdigt werden. Das ist ein ganz anderes Problem und ich finde das keinesfalls gut! Nur wird es schwierig 3 Diskussionen hier in den Kommentaren zu führen ;)
Ich würde mich freuen, wenn du mal bei einer zukünftigen Aktion dabei bist, denn ich glaube so weit liegen wir in unserer Meinung nicht auseinander.
Schön, dass doch noch ein paar Leute zusammen gekommen sind (wär ja auch gern da gewesen, bin aber ja leider zu weit weg). Ist es wirklich so schwer, in Stuttgart Menschen mit Humor zu finden? :O Hätte ich nicht gedacht. Aber sieht auf jeden Fall witzig aus (und dass dir da Leute beknackte Mails schreiben – gibt halt Trolle. Ignorieren oder zurücktrollen, alles andere ist anstrengend).
Seepferdchen hat leider nix mit turnen zu tun. Aber ne Teilnehmerurkunde habt ihr euch redlich verdient!
Liebe Grüße,
Janne.