Folgender Tweet von ami diente als Denkanstoss für diese zugegebenermassen etwas satirische Betrachtungsweise des Social Media Aspektes.
Ist das nur eine persönliche wahrnehmung oder verfasst zZ jeder blogger/twitterer/x sein „social media manifesto“? #2009
Unternehmen streben eine Kommunikation über den Social Media Kanal an, alles 2.0, oder? Herr 2.0 ist einer dieser Unternehmer, besser gesagt der Marketingleiter eines Unternehmens. Eines Tages fand sich Herr 2.0 in ein einem Vortrag eines Internetphänomens, das über diesen stark wachsenden Zweig des Internets berichtete. Der Typ hatte irgendwie komische Haare, rot oder so, und anscheinend kannte er sich dort gut aus. Zurück im Unternehmen berichtete er sofort seinem Vorgesetzten von dem Vortrag:
Herr 1.0, so der Name seines Vorgesetzten, lauschte gespannt seinen Ausführungen:
„Dieser Mann gestern abend brachte mich zum Nachdenken. Er erzählte mir von einem schönen Ort des Internets. Dort. Mit „dort“ meine ich einen Platz, an dem unser Unternehmen gerne wäre, aber nicht ist. Das Schlaraffenland aller Marketingexperten. „Dort“ bezeichnet eine Stelle unseres Planeten, an dem es an einem Tag Gummibärchen regnet, an einem anderen die gleichen Gummibärchen wieder verschwinden. Ein Wandel, den unser Unternehmen nicht verschlafen darf. Das habe ich als Marketingleiter begriffen. Der rothaarige Mensch vor uns gab uns viele tolle Tipps, unter anderem viele Links zu anderen Menschen, die oftmals auch lustige Frisuren haben. Und Links zu prima Internetangeboten, wo wir kräftig sozial sein können. Dort müssen wir unsere Kunden in Zukunft abholen und ansprechen. Alles andere wäre ein Irrweg. Und wir müssen immer schön andere Blogbeiträge kommentieren. Dann bekommen wir Aufmerksamkeit.“
Herr 1.0 unterbrach Herrn 2.0 an dieser Stelle etwas abrupt, aber schliesslich gehörte ihm das Unternehmen, somit machte er von seinem Recht Gebrauch:
„Lieber Herr 2.0, ich finde es durchaus lobenswert, dass Sie sich in Ihrer Freizeit mit Möglichkeiten beschäftigen, die unser Unternemen nach vorne bringen können, jedoch würde ich Sie bitten, mir kurz einen Überblick über das Thema „Social Media“ zu geben. Wir sollten alle hier zuerst den gleichen Informationsstand haben, bevor wir tiefer in die Materie eintauchen.“
Darauf Herr 2.0:
„Dieses Thema ist so komplex wie deren Anwendungen. Als Beipiele könnte ich Ihnen Twitter, Facebook, Blogs, Youtube, Xing, Linkedin, Delicious, Digg, Sevenload, Mister Wong, Flickr, und viele weitere nennen. Das alles ist Social Media. Die Summe aller Anwendungen ergibt das soziale Netzwerk. Wenn wir überall aktiv werden, dann erreichen wir sehr sehr sehr viele unserer Kunden. Und wir gewinnen neue Kunden, sehr viele neue Kunden. Unser Produkt wird zum Gesprächsthema Nummer 1 auf allen Plattformen. Nur so steigern wir die Performance. Nachhaltig.“
Im Wissen eines Nichwissenden wollte Herr 1.0 Herrn 2.0 etwas auf die Schippe nehmen:
„Mal angenommen Ihre Theorie stimmt, wie sollten wir diesem Mehraufwand innerhalb unserer Unternehmens abbilden? Bei jedem Netzwerk aktiv zu sein bedeutet doch gleichzeitig auch erheblichen Mehraufwand, richtig?“
Herr 2.0:
„Also dieser Mann vom Vortrag meinte, dass man nur mal anfangen müsse, dann würde sich das alles schon von alleine regeln. Schliesslich sind die Benutzer dieser Netzwerke intelligente Lebewesen, deren größte Freude es ist, sich gegenseitig weiterzuhelfen. Zumindest hat der Rothaarige das anhand einiger Studien glaubhaft belegen können. Alle haben nach seiner Ausführung applaudiert.“
Herr 1.0:
„Ihr Engagement in allen Ehren, aber haben Sie bei all Ihren Überlegungen auch unsere Produktpalette im Hinterkopf behalten? Aus meiner Sicht haben wir eine sehr eingeschränkte Zielgruppe.“
Herr 2.0 mit leicht rotem Kopf:
„Seien Sie sicher Herr 1.0, dass wir mit dieser Strategie richtig fahren. Gerade Nischenprodukte sind prädestiniert für das soziale Netzwerk. Zuerst müssen wir Bedarf wecken. Ist das erstmal der Fall, dann schlagen wir zu. Der Mann mit der lustigen Frisur empfahl uns dazu folgende Lektüre für Unternehmen. Anhand dieser Punkte können wir das abarbeiten. Wir stehen an einem signifikanten Wandel, denn das Internet hat zwei Geschwindigkeiten. Wir nutzen momentan aber nur die langsamere.“
Herr 1.0 wollte nicht locker lassen:
Na gut, Herr 2.0, beweisen Sie uns, dass das mit diesem „Social Media“ funktioniert. Erarbeiten Sie einen Plan, nach dem wir als Unternehmen vorgehen können. Nennen Sie uns Vorteile und Nachteile, Gefahren die wir zu beachten haben, etc. Sie wissen was ich damit meine. Wir treffen uns morgen hier zur gleichen Zeit. Wir sind gespannt.“
Herr 2.0, froh endlich Herrn 1.0 von seiner Vision überzeugt zu haben, machte sich ans Werk. Ein soziales Netzwerk nach dem anderen wurde abgegrast. Zuerst einmal überall Accounts anlegen. Ein treffender Benutzername sollte es sein, das wusste er noch aus dem Vortrag des vorherigen Abends. Mal überlegen. Ok, das ist es: „steifebrise“. Denn auch Zahlen und Unterstriche sollte man im Benutzernamen vermeiden. Gesagt, getan. Nachdem Herr 2.0 5 Stunden später bei insgesamt sagenhaften 9 sozialen Netzwerken Mitglied war änderte er seine Taktik. Ein Blog sollte es sein. Bei WordPress geht das kostenlos, also nichts wie hin. steifebrise.wordpress.com, denn Benutzername und Name des Blogs sollten identisch sein. Schön das Impressum angelegt, muss man ja, hiess es. Abends um 23.30 Uhr verliess Herr 2.0 frohgelaunt seinen Arbeitsplatz und fuhr nach Hause. Sicher, dass der nächste Tag ihm und seiner grossartigen Vorstellung gehören wird.
Nächster Tag, 14.30 Uhr. Das Meeting beginnt. Herr 1.0 eröffnet die 10er Runde:
Herr 2.0, wir freuen uns, dass Sie uns heute das Thema „Social Media“ aus Sicht unseres Unternehmens präsentieren werden. Wir alle haben uns gestern noch etwas damit beschäftigt, sind aber nicht wirklich zu einem klaren Schluss gekommen. Bitte klären Sie uns auf.
Herr 2.0 macht den Beamer an:
„Liebe Kollegen, zuerst einmal vielen Dank, dass Sie mir das Vertrauen schenken und heute hier Gäste dieses kleinen Vortrags sind. Unser Unternehmen wird zukünftig auch im Bereich „Social Media“ aktiv werden müssen, dafür habe ich bei folgenden sozialen Netzwerken vorausschauend ein benutzerkonto eröffnet. Twitter, Youtube, Xing, etc…. Alle Benutzer haben den Namen „steifebrise“, damit wir nach aussen einheitlich kommunizieren. (zeigt Screenshots der einzelnen Netzwerke) Ebenso haben wir ab sofort einen Blog mit der gleichen Adresse. (zeigt einen Screenshot des Blogs) Jeder von Ihnen wird ab sofort eines dieser Netzwerke betreuen und mit Inhalten füttern müssen. Hierfür habe ich einen Leitfaden namens „Social Media Manifesto 2009″ für alle bereitgestellt. (teilt ausgedrucktes Exemplare des Leitfadens an alle Teilnehmer aus) Bitte gehen Sie folgendes Manifest durch und handeln Sie strikt nach den dort aufgeführten Punkten. Dies dient der Vereinheitlichung der Kommunikation. Vielen Dank.“
Die Kollegen applaudieren begeistert und freuen sich auf Ihre neue Aufgabe. Voller Elan kehren Sie an Ihre Arbeitsplätze zurück und verinnerlichen das „Social Media Manifesto 2009“. Der Leitfaden.
Am nächsten Morgen kommt Herr 2.0 im Unternehmen an und ruft zuerst seine E-Mails ab:
Sie haben 9 neue Nachrichten
„steifebrise“ hat Ihnen eine Nachricht auf Twitter gesendet. „steifebrise“ hat bei Facebook an Ihre Wall geschrieben. „steifebrise“ hat einen Kommentar zu Ihrem Video „steifebrise“ geschrieben, „steifebrise“ möchte Sie als Kontakt hinzufügen,…
Herr 2.0 macht sich an die Arbeit die Mails abzuarbeiten.
Klick 1 führt ihn zu Twitter:
„Bringen Sie frischen Wind in Ihr Liebesleben“
Klick 2 führt ihn zu Facebook:
„Bringen Sie frischen Wind in Ihr Liebesleben“
……..überall die gleiche Botschaft.
Inhalt des Social Media Manifesto 2009
- 1. Einheitliche Kommunikation
Auch wenn es verlockend klingen mag, sich als Person an diesem sozialen Netzwerk zu beteiligen, bitte bedenken Sie immer nur im Interesse des Unternehmens zu kommunizieren. Behalten Sie private Ansichten für sich. Ihre Meinung interessiert keinen. - 2. Gesprächsthemen
Anbei einige Formulierungen, aus denen Sie die für Sie geeigenete auswählen und in ihrem jeweiligen Netzwerk verbreiten dürfen:
– Bringen Sie frischen Wind in Ihr Liebesleben
– Viagra ist auch für gesunde Menschen hilfreich
– Hier steht er im Mittelpunkt - 3. Probleme lösen
Sollten Sie in Ihrem Netzwerk auf Kritik stossen, wenden Sie sich direkt an mich. Versuchen Sie bitte nicht das Problem persönlich zu lösen. Sobald Kritik auftaucht bin ich Ihr direkter Ansprechpartner. Ich werde mich dann umgehend mit der Kritik auseinandersetzen und den entsprechenden Verfassern persönlich die Meinung sagen. - 4. Kundenbindung
Setzen Sie einen Link auf unser Produkt „Handfessel“ und schreiben Sie folgenden Satz dazu:
„Sie sind der König.“ So wecken Sie die Neugierde. - 5. Freunde und Follower sammeln
Dieser Schritt ist enorm wichtig. Nehmen Sie sich in Ihrer Mittagspause Zeit und sammeln Sie so viele Freunde und Follower wie möglich. Für alle anderen Netzwerke, wo dies nicht relevant ist, gilt: machen Sie Mittagspause. - 6. Werbung
Natürlich müssen wir unseren potetiellen Kunden auch sagen was wir haben. Kommunizieren Sie direkt und wählen Sie hierfür einen dieser vorgefertigen Sätze:
– Alles senkrecht (Link zu unserem Viagra Produkt)
– Fesselnde Momente (Link zu Handschellen)
– Wohlfühlmomente garantiert (Link zur Gleitcreme) - 7. Gutscheine
Setzen Sie ab und an gezielt Gutscheine ein, mit denen der Kunde 20% Ermässigung auf eine Bestellung bekommt. - 8. Der 5-Tage Plan
Folgender Plan zeigt Ihnen auf, was jeden Tag zu tun ist. Weichen Sie bitte niemals von diesem Plan ab. Dies schafft lediglich Verwirrung in unserem Unternehmen. Dieser Plan ist strikt einzuhalten. - 9. Der Blog
Ganz wichtig: schicken Sie alle User immer wieder weiter auf unseren Blog. Dort bin ich aktiv und nehme den Menschen gerne Ihre Kritik ab. - 10. Vater Unser
Jeden morgen werden wir uns zusammensetzen. Gemeinsam werden wir das „Vater Unser im Web 2.0“ verinnerlichen und die guten Geister aktivieren. Lernen Sie bitte folgendes Gebet auswendig:Vater Unser im Web 2.0
geheiligt werden deine Nutzer,
Deine Netzwerke kommen.Deine Meinungen kommen,
dein Wille auch,
wie auf Twitter, so auch auf Facebook.Unsere täglichen User schick uns heute,
und vergib uns unsere Werbung,
wie auch wir vergeben unseren Kritikern.Und führe uns nicht in die Krise,
sondern erlöse uns von ihr,
denn dein sind die User, deren Stärke
und unsere Naivität in alle Ewigkeit.