Gestern veröffentlichte ich unter dem Titel „Medien & Manipulation“ diesen Artikel. Die Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung reagierte sehr schnell und hat den Fehler behoben. Etwas irritiert war ich dann aber über den ersten Kommentar.
Ein „Nordflügel“ schrieb zum Artikel folgenden Kommentar:
Ich war gestern bei der Vollversammlung und habe mir wortwörtlich mitgeschrieben, dass Herr Grube gesagt hat, dass ein Baustopp pro Woche 10 Millionen Euro kosten würde! Da hat er sich wohl selbst versprochen, wie da, als es sagte, es könne keinen “Bahnstopp” geben!
Mal abgesehen davon, dass ich für eine Nachfrage per Mail gerne einen realen Namen oder E-Mail Adresse gehabt hätte, empfand ich diesen Kommentar verwirrend und leicht provozierend. Wer nennt sich „Nordflügel“? Eine Person, die gar nicht mehr existent ist? Der Nordflügel in Stuttgart wurde unlängst abgerissen, falls ich daran erinnern darf.
Zurück zum Thema. Herr Grube sagte tatsächlich „Bahnstopp“ und meinte damit „Baustopp“. Na ja, ein Freudscher, Schwamm drüber. „Nordflügel“ hat allerdings laut des Kommentars wortwörtlich mitgeschrieben, dass Herr Grube tatsächlich von 10 Millionen Euro wöchentliche Kosten bei einem eintretenden Baustopp sprach. Mein notorischer Recherchezwang hatte gewonnen ;)
Siehe da, nach ein paar Tweets mit @MaxiMUNICH und @Klingsor10 fand ich dieses ungeschnittene Video der IHK Vollversammlung bei Flügel TV.
Ab Minute 36:50 Sekunden kommt die entscheidende Passage. Herr Grube sagt folgendes:
…Stellen Sie sich mal vor ich hätte jetzt, nur weil ich glaube als Vorstandsvorsitzender können Sie alles auf dieser Welt entscheiden, beschliesse ich einen Baustopp von 8 Wochen. Ich sag mal, übern Daumen, nicht hundertprozentig kalkuliert, reden wir pro 4 Wochen über Kosten von 10 Millionen…
Lieber „Nordflügel“, der Sie nicht mehr da sind, anscheinend haben Sie wortwörtlich falsch mitgeschrieben? Oder war es gar der Versuch die Leser des Fakeblog in eine Richtung zu beeinflussen? Es ist völlig ok, dass Sie ein Befürworter von Stuttgart 21 sind und von der IHK zur Vollversammlung eingeladen wurden. Allerdings sollten dann auch Wahrheiten berichtet werden.
Nur über einen fairen Dialog wird es bei Stuttgart 21 eine Lösung geben können. Daher finde ich es sehr wichtig, dass sowohl Befürworter als auch Gegner des Projektes mit Tatsachen argumentieren. Noch wichtiger finde ich allerdings, dass wir alle, Gegner und Befürworter mit offenen Karten spielen.
Ich schreibe unter meinem echten Namen, den auch jeder im Bereich „Über“ lesen kann. Leider kann ich mit Ihnen, lieber „Nordflügel“, persönlich nicht in einen Dialog treten, da Sie Ihren Kommentar anonym und mit falscher E-Mail Adresse abgegeben haben. Sehr schade, denn das endet zwangsläufig in einer Einbahnstrassenkommunikation, oder? Ein Austausch wäre mir enorm wichtig, bitte schreiben Sie mir, falls Sie weitere Fragen haben. Meine E-Mail Adresse finden Sie oben nach Klick auf „Über“.
1. OK – Asche auf mein Haupt. Ich habe wohl die „vier“ vor den Wochen nicht mitgeschrieben, weil davor auch so viele Worthülsen kamen. Entschuldigung. Wahrscheinlich ging es dem Berichtschreiber der SZ ähnlich. Ansonsten halte ich den Artikel wirklich für sehr gut.
2. Ich bin ein Gegner von S 21.
3. Ich kann nicht mit meinem richtigen Namen schreiben, weil ich in einem Unternehmen arbeite, an dem die Bahn beteiligt ist und bei offener Namensnennung mit Repressalien zu rechnen habe.
Hallo „Nordflügel“,
schön, dass Sie wieder aufgetaucht sind. Das meine ich ganz ehrlich. Wie bereits im Artikel zu lesen, geht es mir nicht darum Gegner oder Befürworter zu diskredditieren. Das Einzige was ich persönlich möchte: Ehrlichkeit und Fakten auf beiden Seiten.
Sie können mir gerne persönlich eine E-Mail schreiben, dann können wir uns austauschen. Diese werde ich dann selbstverständlich vertraulich behandeln.
Was mich allerdings wundert ist, dass Sie mit Repressalien zu rechnen haben, nur weil Sie gegen S21 sind? Was ist, wenn Sie jemand auf einer Demonstration erkennt und Sie anschwärzt? Oder sind letztendlich alle gegen S21 und dürfen nichts sagen? ;)
Spaß beiseite:
auch hier wieder unabhängig von Pro oder Kontra: ein Unternehmen ist eine Ansammlung von Individuen, die Ihre Arbeitskraft in das Unternehmen einbringen. Allerdings bleibt das Individuum davon in seiner eigenen Meinung unberührt. Zumindest ist das meine persönliche Auffassung, die mir bestimmt widerlegt wird;)