Von Kindern und ferngesteuerten S21 Zombies

Floyd 49 Kommentare Der letzte Fake

„Du arbeitsloses Gesindel“. „Du bezahlter Prolet.“ Du keine Ahnung was… In Stuttgart ist der Ton in den letzten Monaten deutlich rauher geworden und heute versuche ich mich mal mit einem Appell an die Vernunft. Jeder wähnt die richtigen Argumente auf seiner Seite. Sicherlich gibt es einige erschreckende Beobachtungen, aber eben nicht nur. Was aber niemandem hilft ist diese ständige Reduktion auf Pro und Kontra.

Sind wir nicht alle ein bisschen instrumentalisiert?

Diesen Gedanken hatte ich vor ein paar Monaten schon einmal geäussert. Damals musste ich mich über die ach so „instrumentalisierten Kinder“ des 30.09.2010 aber sowas von aufregen. Würde ich in einem Heissluftballon objektiv über Stuttgart fliegen, so würde ich zwei zerstrittende Parteien entdecken. Am Nordflügel die Gegner, am Rathausplatz/Kleinen Schlossplatz die Befürworter. Wie zwei verfeindete Gangs sieht das von oben aus. Wenn beide Parteien die Königstrasse aufeinander zulaufen würden würde es zwangsläufig zum Final Showdown kommen. Aber das will doch keiner, oder? Darf ich anmerken, dass es auch noch andere Themen im Leben ausser Stutgart 21 gibt? Klar, ich bin da selbst fest im Thema verankert, aber es übernimmt keine fremde Macht mein Wirken. Niemand steuert mich fern.

Schütze dich vor ferngesteuerten Zombies – egal auf welcher Seite

Stuttgart21 Sandkasten Kinderspielplatz Gegner Befürworter

Vor kurzem war ich auf dem Spielplatz im Höhenpark und wollte einfach die ersten schönen Tage geniessen. Mein Sohn hat eine grosse Spielschaufel, die dummerweise genauso aussieht wie die 2.000 Schaufeln, die Teilnehmer der Befürworter Demo geschenkt bekommen haben. Damals waren zwar nur 400 Teilnehmer bei der Pro Demo, aber ich schwöre, wir haben unsere Schaufel ehrenhaft erworben;) Ehrlich. Es ist keine der 1600 übrig gebliebenen Schaufeln. Mein Sohn spielte im Sand vor sich hin, bis ein Mann mit einem riesen Grinsen und gefühlten 361 Pro Buttons am Revert auf mich zukam.

Mister Unbekannt: Na, auch schon heftig am Baugrube ausheben der Sohn, oder?
Und ich so: Wie bitte?
Mister Unbekannt: Na so Stuttgart 21 und so.
Und ich so: Geht´s etwas genauer? Wie ich das sehe spielt mein Sohn gerade einfach nur im Sand, oder?
Mister Unbekannt: Ja, aber die Schaufel ist doch eine Pro Stuttgart 21 Schaufel, oder? Sie waren doch bestimmt auch bei der Demo.
Und ich so: Eine Schaufel kann weder gegen noch für Stuttgart 21 sein, oder? Könnten wir jetzt bitte im Sand weiter spielen? Ich würde liebend gerne die Sonne und den Tag geniessen.

Mister Unbekannt liess aber einfach nicht locker, obwohl ich dachte ich hätte ihm mehrfach zu verstehen gegeben, dass wir hier nur in Ruhe spielen wollten.

Mister Unbekannt: Ja aber sind Sie jetzt dafür oder dagegen?
Und ich so: Was würde das ändern?
Mister Unbekannt: Alles. Ich kann mit den ganzen Gegnern nichts anfangen.

Anschliessend ratterte er seine auswendig gelernten Argumente herunter. Sorry, dass ich das etwas negativ schreibe, aber es war einfach nur nervig. Von wegen Alternativlosigkeit, Zukunft verweigern, nur an sich denkend, etc. Eigentlich alles was man im Netz in grossen Teilen auch so lesen kann. Zwischendurch erklärte ich ihm, dass ich kurz den Kinderwagen holen müsste. Wenige Augenblicke später parkte ich den Kinderwagen direkt vor seinen Augen. Auf beiden Seiten klebten „Gegen Stuttgart 21“ Aufkleber. Mir erschien das als die einfachste Variante das unliebsame Gespräch zu beenden. Bitte jetzt nicht mit dem Argument kommen, dass durch die Aufkleber am Kinderwagen unser Kind instrumentalisiert würde. Dann wäre jedes Auto mit Pro Aufklebern ebenfalls instrumentalisiert, beziehungsweise alle Insassen des Autos;) Jeder tut seine Meinung auf seine Art und Weise kund. Der Herr Unbekannt fing jetzt aber erst so richtig an.

Mister Unbekannt: Was soll denn das? Eine Pro Schaufel und dann „Gegen Stuttgart 21“ Aufkleber am Kinderwagen?
Und ich so: Wir können uns wirklich gerne unterhalten, so lange wir das Thema ausklammern. Wäre das schlimm für Sie?
Mister Unbekannt: Ja, das ist schon ein Problem, denn mit Gegnern habe ich nichts am Hut. Arbeitslos, den ganzen Tag im Park rumhängen und Bürger dieser Stadt anpöbeln, das können sie.
Und ich so: Entschuldigung, aber verhalten Sie sich gerade nicht sehr ähnlich? Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit Ihrer Intoleranz und einen schönen Tag noch.

Hatte ich schon erzählt, dass unsere Kinder mittlerweile gemeinsam im Sand spielten? Friedlich einig schaufelten sie da umher. Zwischendurch holten sie Wasser von der Pumpe und füllten ihren Sandbrunnen. Dann buddelten sie weiter.

Mister Unbenannt zu seinem Sohn: Komm Bob der Baumeister Stefan, wir gehen.
Klein Stefan so: Warum, wir bauen hier eine Straße.
Mister Unbekannt: Keine Diskussionen, wir gehen. Du kannst da hinten weiter spielen.
Klein Stefan: Aber ich habe keine Schaufel.
Mister Unbekannt: Dann rutscht du eben oder du schaukelst.
Klein Stefan: Ich will aber hier weiterspielen.
Mister Unbekannt: Du kommst jetzt sofort mit, sonst gibt es später kein Eis.

Kurze Pause. In mir brodelte es schon so gewaltig, ich glaube die Aschewolke letztes Jahr war ein Witz dagegen. Dann konnte ich mich nicht mehr beherrschen, denn es musste einfach mal raus.

Und ich so: Glauben Sie nicht, dass die Kinder weiter gemeinsam friedlich spielen sollten? Für die gibt es kein Stuttgart 21, verstehen Sie? Für die gibt es den Sandkasten hier und jetzt, sonst nichts. Sie können mir gerne aus dem Weg gehen, sich auf eine andere Bank setzen, oder oder oder… Wo liegt aber das Problem, wenn unsere Kinder weiter zusammen spielen?
Mister Unbekannt: Ich habe kein Problem. Sie haben eines. Denn mein Sohn will nicht mehr mit ihrem spielen. Und mit Ihnen will ich sowieso nicht diskutieren. Punkt.
Und ich so: Na gut, sie kennen ihren Sohn besser. Wenn Sie denken, dass Ihr persönliches Problem durch dieses Vorgehen gelöst wird gratuliere ich zu ihrem selbst heraufbeschworenen und schnell wieder gelösten Problem. Schade für unsere Kinder, aber so ist das nunmal. Ich wünsche Ihnen trotz allem einen wunderbaren Tag.

Das war jetzt nur eines von vielen Beispielen, die ich aufgrund der Stuttgart 21 Thematik erlebt habe. Klar, man fordert es wahrscheinlich durch das Anbringen von Aufklebern heraus. Vielleicht ist der Aufkleber aber auch einfach nur als Statement zu verstehen. Schade, dass einige Bürger nicht mehr in der Lage sind zu diskutieren. Dieses Spielplatz-Erlebnis warf bei mir die Frage auf wie viele ferngesteuerte Zombies da draussen unterwegs sein mögen. Nehmt euch in Acht! Sie sind gefährlich, sie haben nur eine vorgefertigte und auswendig gelernte Meinung! Selbstverständlich rede ich hier von beiden Seiten. Meine Vermutung ist, dass man sich in seinem Herdentrieb gestört fühlt. Besucht man eine andere Herde könnte es sein, dass man bei dieser hängenbleibt. Gibt es inzwischen Projektkonvertiten? Das würde mich ernsthaft interessieren. Der ehemalige Gegner, der jetzt Pro Buttons trägt oder umgekehrt? Nein, ich bin nicht auf Kuschelkurs, keine Sorge. Manchmal würde ich mir einfach nur etwas mehr Verständnis und Akzeptanz beider Seiten wünschen. Meine Meinung zum Projekt ändert sich dadurch natürlich nicht.

Ist die Hauptmotivation ein Bahnhof?

Hier geht es inzwischen um viel mehr als um einen Bahnhof. Genau deswegen glaube ich persönlich, dass es diese grundlegende Verachtungshaltung auf beiden Seiten gibt. Mal ehrlich, wegen einem Bahnhof alleine würden doch sehr wenige so weit gehen, oder? Geht es um transparentere Politik? Eine neue Bürgerbewegung, die so lange weitermachen wird, bis die ersten Erfolgsmeldungen zu verzeichnen sind? Ich hoffe doch stark, dass viele viele Menschen weiter am Ball bleiben. Denn was kommt nach dem Bahnhof?

Nein, es geht mir nicht um eine generelle Dagegen-Haltung, sondern um eine politische Neuorientierung der Politik selbst. Parteien müssen sich fragen, ob das Parteienmodell noch angemessen ist. Es geht um eine stärkere Partizipation der Bürger auf allen Ebenen. Was sich im Netz bereits seit Jahren abzeichnet kommt nun in der Welt ausserhalb des Netzes an. Eben in der Realität, die letztendlich das entscheidende Kriterium ist. Die Kommunikation von oben nach unten steckt in den Anfängen ihres Endes. Politiker müssen sich selbst schwierige Fragen nach Anstand und Ehre beantworten. Das, liebe Politiker, sollte ein Erkenntnis sein. Wenn dieser Umstand eintritt, dann könnte daraus resultieren, dass wir gemeinsam Instrumente erschaffen, die eine Mitbestimmung der Bürger ermöglichen. Ich habe kein Patentrezept, wie diese Instrumente aussehen könnten. Der entscheidende Faktor muss allerdings sein, dass die Politik diese Thematik mit Ehrlichkeit angeht. Und das, liebe Befürworter und Gegner des Projektes müsste uns gemeinsam auf die Straße treiben. Aber erst wenn Stuttgart 21 gestoppt ist, versteht sich;)

Bildnachweis
hamburgerjung, CC-Lizenz

49 Meinungen zu “Von Kindern und ferngesteuerten S21 Zombies

    1. Ne Manuel nicht fieser behandeln. Freundlich ruhig bleiben bringt viel mehr. Entweder sie regen sich erst recht auf, oder sie werden einem Gespräch zugängig.Im ersten Fall hast du deinen Spaß und im zweiten Fall die Change, daß mal wieder jemand ins Nachdenken kommt.

  1. ..da brodelt es in mir aber auch gaaanz gewaltig. Denn genau dieses Bild, genau damit lebe ich/wir die ganze Zeit! Ständig werden wir von den Pro’s angepöbelt. Egal bei welcher Gelegenheit. Und wenn dann die Kommentare ausgehen, dann werden die Kinder vorgetan. Nach dem Motto: jaja, und sie gehen mit ihrem Kind auf Demos..ja, ja das..ja, ja ..dies….! Ja genau..wir leben eben Demokratie. Wir tun nicht nur so! Gemeinschfatskunde live sozusagen! Herummanipulieren..und diese dann den anderen vorhalten! Und vor allem dann wenn die Kommentare ausgehen!! OOOOO wie ich da einen Ärger bekomme!

    Und dann gibts die anderen ,die dann sagen: aber die haben doch schon angefangen abzureißen!! HALLOOO!! Ja genau!!! Und noch mal andere: glaubt ihr denn da was ändern zu können?? Dann kommt mein Standardspruch ( ja ich musste mir in diesen Jahren eben welche zulegen, damit ich mich weniger über diese ignorante Arroganz oder arrogante Ignoranz aufrege…) – wer nicht kämpft hat schon verloren. Oder: Ja – wir kämpfen auch für Euch!

    Mein momentan absoluter Spruch bei Miesmachern ist der: Ja die CDU wurde ja nun auch nach 58 Jahren abgewählt! Und wer hätte das gedacht??!!! Schachmatt !!!

    Und was noch ist: Wir lieben auch!! Das ist nämlich auch etwas, was für manche echt schwierig ist..und die dann das aus ihrer eigenen Ohnmacht kaputtreden, machen müßen…

    OBEN BLEIBEN OBEN BLEIBEN OBEN BLEIBEN!!!!

  2. Wow. Vielen dank für den schönen Artikel und vor allem den Kommentar und den visionären Ausblick am Ende! Wirklich sehr lesenswert!

  3. Etwas naiv muss man sich da schon fragen, was bei „euch“ in Stuttgart eigentlich abgeht. Wann kommen die Strassenschlachten mit bewaffneten Bürgerwehrgruppen?

    Manchmal bin ich entsetzt über die Aggressivität sowohl auf der einen wie auf er anderen Seite. Auch bei Twitter und Co. wird teilweise fast schon zu Hass aufgerufen.

    Als Nicht-Stuttgarter bin ich über das Vorgehen der Polizei genauso entsetzt, wie über die Angriffe und Gewaltaktionen der S21-Gegner. Von meiner Postion aus schenken diese Gruppen sich nichts. Aber immer wieder hört man: „Die anderen haben angefangen“. Auch wenn die Kritik gerechtfertigt ist, darf man keine Menschen (auch Polizisten und Bauarbeiter) verletzen. Auf der anderen Seite darf man trotz Baugenehmigung keinen Demonstranten knüppeln.

    Ist das die neue Form der Bürgerbeteiligung, wenn sich alle die Köpfe einschlagen? Werden jetzt die Entscheide auf der Strasse ausgetragen?
    Ich persönlich bin gegen S21 aber gleichzeitig auch gegen S21-Gegner.

    Die Polizisten werden als Faschisten beschimpft aber Steine werfen ist „ziviler Ungehorsam“? –> nein Danke
    Die Polizei setzt Tränengas ein? –> nein Danke!
    Pro’ler pöbeln auf Kinderspielplätzen rum? –> nein Danke!

    Beide Seiten sollten sich mal stark bremsen. Gewalt, Hausbesetzungen und Steine werfen hilft nicht Sympathie in der restlichen Republik zu erhalten. Ein Bahnhof der mit Polizeigewalt gebaut werden muss aber auch nicht.

    Sorry, musste ich mal loswerden.

    Schöne Grüße

    1. Jonny, warum sprichst Du von Pflastersteinen. Ist es dir schon anerzogen, dass dir wenn die Rede auf Demos kommt, gleich Pflastersteine einfallen. In Stuttgart ist und wird nie einer fliegen. Und solange alles „verbal“ abgeht, was solls. Hauptsache die Fäuste bleiben in der Tasche. Einer der Ahnung hat, von dem er schreibt.

      1. @ Jimmy:
        Pflastersteine? Wo steht das?
        Nein mir ist nichts anerzogen. Ich habe aber Medienbericht in verschiedenen Medien gelesen, wonach auch Steine zum Einsatz kamen. Aber lassen wir mal die Steine aussen vor.
        Berichte zeigen, dass mit „Bauzaun niederreißen“ eben nicht alles „verbal“ abläuft in Stuttgart. Auch wurden Polizisten verletzt. Es gab neben Polizeigewalt eben auch Gewalt von Seiten der S21-Gegner. Keine Seite ist unschuldig.

        mfg

        1. So leid mirs tut,Dein „Licht“ ist zu klein um hier Gehör zu finden.Akustik und Optik?
          Ich bring nichts durcheinander:Beides unglaublich.Jetzt Du,erst denken dann schreiben.

          1. Nein, sein Licht ist nicht zu klein und wird gesehen! Ich lebe in weiter Ferne, aber die ganze Stuttgart 21 Debatte wird langsam unheimlich – frei nach dem Motto „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“. Kann es das wirklich gewesen sein? Wenn ja – Armes Stuttgart und armes Deutschland. Ich wünsche der gesamten Region, dass die Streiterei bald ein Ende hat – EGAL wie es am Ende ausgeht!

    2. @Jonny: ich bin für S21 – aber ich denke genauso.

      Zum Glück bin ich nur jeden Tag als Pendler nach/von/über Stuttgart unterwegs und muß hier nicht wohnen. Schon lange vor dem 30.09. hat es mit Gewalt begonnen (das wird hier „ziviler Ungehorsam“ genannt). Zuerst ging es „nur“ gegen Sachen: Autos wurden beklebt, wenn der „falsch Aufkleber dran war auch gerne mal zerkratzt oder Antennen abgebrochen. Im Bahnhof wurden Züge blockiert und Fahrgäste am Reisen gehindert. Ich habe selbst später – aber lange vor dem 30.09. nicht nur einmal gesehen, wie Polizisten beschimpft und bespuckt wurden. Dann kam der 30.09. an dem sich Polizei und Politik nicht mit Ruhm bekleckert haben. Die sogenannten „Parkschützer“ waren gut vorbereitet und hatten auf ihrer Internetseite schon Tage vorher angekündigt, daß die Regierung Bilder mit Kindern und Wasserwerfern nicht überleben würde – da kann sich ja jeder seinen Teil dazu denken.

      Nachdem die Schlichtung wieder etwas Ruhe reingebracht hat, läuft seit der Wahl langsam alles wieder aus dem Ruder. Das Rumgeeiere der SPD zu S21 ist fürchterlich, aber jetzt nach der Wahl wäre eine Volksabstimmung wahrscheinlich wirklich sinnvoll. Das wird aber bereits wieder von all denen blockiert, die zwar mehr Bürgerbeteiligung wollen, aber nur wenn dann das dabei rauskommt, was man selber wünscht. Toleranz endet in Stuttgart bereits am Bauzaun, die S21-Gegner hängen den größten Blödsinn dran, aber sobald ein S21 Befürworter was ankleben will wird das abgerissen.

      1. Ich verstehe, dass du dich beklagst. Das muss man auch mal machen dürfen. Aber eigentlich sollte der Artikel ein Appell an die Vernunft sein. Weiteres sinnloses verbales Draufhauen ist doch nicht sonderlich zielführend, oder? Ich weiss dass es wesentlich leichter fällt einseitig zu schreiben. Und immer sind die anderen schuld und so weiter. Geht mir auch manchmal so.

        Für jedes deiner Beispiele könnte ich dir Gegenbeispiele nennen. Autos mit falschen Aufklebern wurden zerkratzt? Autos mit „Gegen Stuttgart 21“ Aufklebern wurden die Reifen zerstochen. Merkst du was? Genau, wir verlieren uns in Details, für die viele Gegner und Befürworter gar nichts können. Punkt. Aus. Sorry. Und über manipulierte Berichterstattung müssen wir nicht diskutieren, oder? Beidseitig meine ich. Zum Beispiel kann ein Zeitungsartikel eben nicht eine einstündige Aktion in ihrem ganzen Umfang darstellen. Auch eine 30 Sekunden Nachricht im TV kann das nicht. Aber ich kann dir sagen, wann Fotografen und Filmteams ihre Kameras zücken und abdrücken. Nicht dann, wenn alles friedlich ist. Und das liegt nicht am Thema Stuttgart 21, sondern an der Sensationsgeilheit der Redaktion und der Leser. Meine bescheidene Meinung.

      2. @Bahnfahrer Wusstest Du, dass BW neben dem Saarland die schlechteste Volksgesetzgebung in der gesamten BRD hat. Um es vorweg zu sagen, ich komme weder aus Stuttgart noch geht es mir um irgendeinen Bahnhof in einem Talkessel in Schwaben. Allerdings bleibt schon festzustellen, dass mit der momentanen Landesverfassung in BW ein Volksentscheid kaum erfolgreich sein könnte. Nicht weil zuviel oder zu wenig Menschen für Ja oder Nein stimmen würden. Das ist nämlich bei einem verfehlten Quorum weitgehend egal. Es ist unrealistisch so viele Menschen für ein „einzelnes“ Thema zu Mobilisieren. Genau darum geht es übrigens bei Volksentscheiden. Es sind einzelne Sachfragen und nicht Pakete über die abgestimmt werden. Bei einigen Europawahlen, waren es gerade mal 49% Wahlbeteiligung (für komplette Wahlprogramme der Parteien).. Sollte man da nicht konsequenter Weise sagen, man führt bei der Parteienpolitik Quoren ein?, oder man schafft sie eben bei Volksabstimmungen ab. Darum geht es mir in Stuttgart. Gleiches Recht für Politik und Volksabstimmungen. Wer die meisten Stimmen hat gewinnt. Wie beim Fußball :-).

        Jedes Lebewesen muss sich weiterentwickeln um zu überleben. Betrachtet man die Demokratie als Lebewesen wird es meine Meinung nach langsam Zeit, dass es eine Weiterentwicklung weg vom rein parlamentarischen System gibt. Inzwischen glauben laut div. Umfragen nur noch 43% der Bürger, dass Sie in der Demokratie etwas mitbestimmen können. Hmmmmm, was bedeutete das Wort Demokratie doch gleich?

    3. Sorry, ich bin total anderer Meinung Jonny, komm doch mal zur einer S21 Demo oder zur Demo am 30. in Stuttgart (oder 1.Mai Heilbronn). Wenn da nix friedlich nach deiner Meinung abläuft, dann frag einen Polizisten, ob das so ist! Geh doch einfach mal auf Demos und mach dir dein eigenes Bild, dann kannst du auch wissentlich darüber schreiben LG

  4. @Jonny: OH ja ich gebe Dir recht. Wir sollten alle mal etwas abrüsten. Nach der Abwahl der CDU/FDP-Regierung ist ja schon ein wenig mehr Ruhe eingekehrt. Nur möchte ich Dich gerne doch auf etwas aufmerksam machen: Ich selbst war am 30.09.2010 den ganzen Tag über im Schloßgarten und habe niemanden beobachten können der Steine geworfen hat. Es waren Kastanien; und die fielen auch nur weil der Wasserwerfer direkt in einen in vollen Früchten stehenden Kastanienbaum gespritzt hat. Dabei traf die Besatzung wahnwitzigerweise die eigenen Kollegen.

    Ansonsten finde ich Deine Antwort sehr, sehr gut und ich kann Dir nur zustimmen. Mir geht dieses Geeiere zwischen Pro`lern und Gegnern schon lange gewaltigst auf den Keks. Dafür kämpfe und diskutiere ich nicht. Ich bin gegen Stuttgart 21. Nicht gegen Polizisten, nicht gegen Menschen die eine andere Meinung vertreten als ich.

    1. Ich bin immer wieder entsetzt darüber, dass Leute alles glauben, was irgendwelche Zeitungen schreiben. Seit über einem Jahr bin ich beim Protest dabei, aber ich habe noch nie erlebt, dass Polizisten oder sonst jemand bespuckt oder beworfen wurden. Abrüsten? Strassenschlachten? Was sind das hier fuer Kriminalisierungskamapgnen?

      1. Richard mir gehts wie Dir.Ich bin von Anfang an dabei bei der Stuttgarter Sache. Ich steh zu der Seite, die nun Mal dagegen ist. Gewalt habe ich von keiner Seite fest gestellt oder erfahren.

        Natürlich mit einer Ausnahme: 30.9.2011. Da hatte ich das erste Mal in meinem Leben erlebt was Gewalt anrichten kann. Wir kennen alle die schrecklichen Bilder des Herrn Wagner. Das war für mich das Zeichen, mich ganz fest auf die Seite gegen S21 zu stellen. Was lügt sich eigentlich ein gewisser Herr Bahnfahrer zurecht? Wenn ich solche Beweise hätte wie dieser Herr, ich wäre sofort zur Polizei gegangen und hätte eine Anzeige gemacht. Die Postings hier von diesem Herr sind mit Vorsicht zu genießen, ganz einfach weil es PAROLEN sind, sogenannte Blendgranaten.

        Diesem Herrn sollte immer das Gesicht von Herrn Wagner vor die Augen kommen, wenn er falsche Sachen schreibt. An diesem Tag passierte auch etwas, was ich nie verstehen kann. Im Schlossgarten wurden Kinder, Jugendliche und Erwachsene gnadenlos mit Wasserwerfer, Pfefferspray und nicht vergessen den schwarzen Stock, behandelt wie Vieh. Und der MP Mappus gönnt sich im Festzelt auf dem Volksfest einpaar Bier.Und lässt sich schaumschleckend fotografieren.

        Und der Herr Bahnfahrer regt sich auf, dass er seinen Zug nicht bekommen hat………….! Das hier schreibt kein junger Mann, vielleicht könnte dieser leichter vergessen. Ich beneide Menschen die leicht vergessen.

        1. @Stäffelesrutscher: Beim Posting von Jonny oben ging es darum, die Gewalt auf beiden Seiten zu verurteilen. Egal, ob man selber dafür oder dagegen ist. Genau das befürworte ich auch.

          Bevor man Leuten, die einfach nur eine andere Meinung haben als man selbst intolerant entgegentritt und sie oder ihre Äußerungen als Blendgranaten bezeichnet, sollte man sie wenigstens einmal genau lesen. Für mich ist die erste Stufe zur Gewalt die verbale Stufe: vermeintliche Gegner oder andersdenkende beschimpfen, oder sie zu verunglimpfen.

          Ich habe nur über Dinge geschrieben die ich selbst erlebt und gesehen habe – der einzige Punkt, den ich nur gelesen habe war das Thema mit den Kindern und den Wasserwerfern (Ankündigung auf http://www.parkschuetzer.de vor dem 30.09.). Ich habe auch keiner Seite allein die Schuld gegeben (schließlich wurden z.B. Autos mit S21-Aufkleber genauso zerkratzt wir Autos mit Anti S21-Aufklebern).

          Zu Herrn Wagner möchte ich mich nicht äußern, ich kenne ihn nicht und war nicht dabei als er verletzt wurde. Darum hatte ich zu ihm auch nichts geschrieben. Mir persönlich tut jeder Leid, der eine Verletzung erleiden muß. Zum 30.09 kann ich nur soviel sagen: aus meiner Sicht hätten beide Seiten versuchen müssen, dieses Geschehen an diesem Tag zu verhindern. In diesem Sinne verstehe ich auch den Aufruf von Jonny.

          Die von mir beschriebenen Blockaden des Bahnhofs und der Züge waren lange vor dem 30.09. – ich Frage mich, woher irgend jemand sich das Recht heraus nimmt andere absichtlich zu blockieren. Es ist doch völlig egal, ob ich für oder gegen S21 bin. Weder das eine noch das andere gibt mir das Recht andere zu schädigen.

          Also: bitte immer möglichst bei der Wahrheit bleiben und jedem seine Meinung zugestehen – oder will hier irgend jemand eine Gesellschaft, die das Motto Intoleranz hat?

  5. Danke für diesen schönen Artikel. Für beide Seiten gilt: immer fair bleiben und immer daran denken: es gibt keinen Grund sich wegen eines Bauprojektes zu unversöhnlich gegenüber zu stehen. Immer schön den Ball flach halten. Hallo es geht hier um einen Bahnhof.

    Vermutlich geht es manchen einfach zu gut wenn sie wegen so was „Händel“ anfangen können.

  6. Lieber Floyd,

    Du sprichst mir aus dem Herzen und zauberst mit Deinem witzigen Bericht ein breites Grinsen auf mein Gesicht.

    Es ist für mich schwer zu erklären aber ich seh es genauso wie Du: es ist richtig sich zu informieren, zu positionieren, zu engagieren. ABER: es geht dabei eigentlich nur um Details. Ja, schwer zu glauben aber so isses. Das Universum, die Schöpfung, der Mensch, das Leben, der Tod, Stuttgart 21 was davon ist wohl letzlich einfach nur ein unwichtiges Detail?

    Wenn JedeR von uns auch nur einen Bruchteil des Engagements für „äusserliche“ Projekte in die innere Veränderung zu einem besseren Menschen aufbringen würde – DAS würde wirklich einen Unterschied machen.
    Politik hat die Tendenz Menschen in der ein oder anderen Weise zu verzehren, für sich zu instrumentalisieren, von sich abzulenken. Besonders wenn man auf der „guten Seite“ steht! Man fühlt sich so vermeintlich in Ordnung weil man sich für `ne gute Sache engangiert. Man scheint ein guter Mensch zu sein und andere schauen mit Bewunderung oder Abscheu auf einen – je nach dem auf welcher Seite sie stehen. Beides verstärkt das Gefühl das Richtige zu tun.

    Aber wie meine Mutter immer sagte:“Adlerauge sei wachsam!“. Eigentlich fühlt sich nur das Ego gestreichelt. Die wahren Veränderungen werden innerlich erstritten, niemand sieht`s niemand jubelt. Aber vielleicht fühlt man sich in der Gegenwart einer solchen innerlich veränderten Person ein wenig verstandener, angenommener, glücklicher… solch ein Mensch verändert die Welt, ob im Kopfbahnhof oder tiefer gelegt.

    In diesem Sinne: oben bleiben, innen ändern :-)
    Deine Anne

    1. Hi Anne, gefällst Du dir in Deiner Rolle als „Allesversteherin“? Du meinst, Du ruhst in Dir? Zum Leben,gehört Zank und Streit genauso wie Harmonie und Frieden. Genieße weiterhin deine Eierkuchen, Du wirst nie echte Freude und wirklich nicht echten Frieden finden. Lebe weiter deine Schäume, gönne ich Dir von Herzen, aber denk auch übers Leben nach. Ich grüsse Dich lieb.

  7. Gerade komme ich dazu alle Kommentare mal in Ruhe durchzulesen. Und wisst ihr was? Ich finde euch grossartig. Jeden einzelnen. Denn ihr macht den Unterschied. An der ein oder anderen Stelle kommt zwar bei jedem noch etwas Frust auf, aber das ist völlig ok. Denn zum Dialog gehört eben auch mal seinen Frust abzuladen, ohne dass gleich jemand darauf einschlägt. Ich finde diese gemeinsame Diskussion sehr gut. Und wenn man mal die Brille, die wir Stuttgarter eben aufhaben abnimmt, dann kommen so hervorragende Kommentare wie der von Anne. Und wisst ihr was? Deswegen gibt es Fakeblog überhaupt erst. Wegen jedem einzelnen von euch. Und wie Anne so schön sagt, es gibt eben innen und aussen. Die Balance muss stimmen, das schaffen wir vielleicht nicht jeden Tag, aber das ist ein erstrebenswertes Ziel.

    Und ja, ich finde es hervorragend, dass Aussenstehende uns Stuttgartern mal erzählen, was sie von der Thematik halten. Carrys Kommentar oben finde ich persönlich auch gut. Es gibt eben nicht nur schwarz und weiss sondern ganz viele Graustufen dazwischen. Und diese sind es ebenso wert beleuchtet zu werden, weil sie das Gesamtbild entscheidend mitprägen.

  8. super geschrieben und voll den nagel auf den kopf getroffen:-) mein schwager ist pro stuttg 21 und ich bin dagegen, jedesmal wenn er meinen aufkleber auf dem auto sieht kann er garnicht anders als dummsprüche klopfen:))) echt traurig das man nicht einfach die meinung anderer menschen akzeptieren kann ohne sie bekehren zu wollen.

  9. Ich denke, dass die Gegner in einer anderen Welt leben. Hauptsache dagegen. Ich wohne genau gegenüber dem Bahnhof. Ich wäre froh wenn das Geräusch der Züge weg wäre. Vor allem im Sommer, wenn man das Fenster aufmacht. Aber wo sind die Gegner, wenn unser Staat Milliarden verleiht, die nie wieder zurueck gezahlt werden? Dann doch lieber in Deutschland investieren.

    Aber viele davon sind ja Lehrer, die einfach ihre Realität verloren haben.

    1. Das Denken in Stereotypen hilft nicht weiter. Diese von Kindheit erlernten Denkprozesse machen das Leben an vielen Punkten einfacher, aber sie entsprechen eben nicht der Realität. Hinter jedem Menschen steckt zuerst seine Einzigartigkeit. Das sollte beachtet und respektiert werden.

  10. muss sagen, dass ich positiv überrascht bin. Wie es Floyd schon angesprochen hat, geht hier die Diskussion sehr zivilisiert zu. Das kenne ich auch anders.
    Hier nur einer kleiner Ausflug in die politische Schweiz.
    Dort werde auch Ideen vertreten und auch mal die Stimme erhoben. Aber der Kampf wird zivilisiert an der Urne ausgetragen. Dies nimmt meiner Meinung nach den Hass und die Wut weg von der Strasse.
    Leider ist das Volksabstimmungsgesetz in Ba-Wü (Quorum und Co.) steinzeitlich. Aber als Aussenstehender bin ich über die negative Qualität und Quantität der Vorgänge schon ziemlich entsetzt. Ich würde mir mehr Sachlichkeit und Besonnenheit wünschen. Das wars was ich auch im ersten Kommentar ausdrücken wollte. Natürlich bin ich mir bewusst, dass das eine utopische Forderung ist, aber man muss immer daran denken, dass man später auch wieder mit den Personen zusammenleben muss. Wie Vebas Schwager. Egal ob S21 gebaut wird oder nicht, Schwager bleibt Schwager.

    schöne Grüße

      1. Ebenso wie ich Johnny oben schon auf einige Punkte aufmerksam gemacht habe, so nehme ich mir die Freiheit heraus auch dir kurz zu sagen: dein Kommentar ist nicht zielführend. Ich weiss, dass wir hier ein heikles Thema diskutieren, ABER: sei bitte fair zu den anderen Kommentatoren. Bitte.

        1. Sorry. Dachte eigentlich mein Kommentar wäre höflich und zurückhaltend formuliert und würde zur Diskussion beitragen. Falls du mit „fair“ auf meine Aussage zu Vebas Schwager anspielst, wollte ich damit auf keine Fall Veba angreifen. Ich wollte damit sagen, dass man nach dem Ausgang mit den Leute, mit den denen man zuvor „gestritten“ hat, auch wieder zusammenleben muss. Darum sollte man allgemein (in der Familie und auf der Strasse) darauf achten, dass man den Streit nicht ausarten läßt.

          @Veba: auch eine persönliche Entschuldigung an dich. Ich habe dich und deinen Schwager nur exemplarisch verwendet und nicht persönlich.

  11. Vielen Dank für den Text. Auf der einen Seite fällt es mir schwer zu glauben, dass es sich nicht um Satire handelt, auf der anderen Seite sagt mir meine Erfahrung mit Mitmenschen, dass ich es für grundsätzlich möglich halte, dass sich so eine Szene zugetragen hat.

    Ich halte es für sehr bedauerlich, dass sich solche Klüfte zwischen Menschen auftun, nur weil man bei manchen Angelegenheiten unterschiedlicher Ansicht ist. Auch wenn ich ein entschiedener Gegner von Stuttgart 21 bin, versuche ich bei Gesprächen den Menschen im Gesprächspartner zu sehen und nicht den „Pro-ler“, oder wie immer man sie auch nennen mag. Das klappt nicht immer, besonders wenn mein Gegenüber provoziert, aber manchmal kann man sich nach einem Gespräch verabschieden mit der Gewissheit, dass jeder seine vorherige Meinung behalten hat, aber dass beide Seiten gesehen haben, dass man in aller Ruhe miteinander reden kann.

    Einen schönen Abend noch!

  12. Erstmal danke für den Artikel, den man, wenn man es nüchtern betrachtet so unterschreiben kann, auch als Befürworter von S21. Anmerken möchte ich auch, dass es tatsächlich Menschen gibt, die von der einen Seite zur anderen gewechselt sind. So ging es mir zum Beispiel.

    Ich habe mich am Anfang recht wenig mit dem thema S21 beschäftigt. Hin und wieder der Presse entnommen das es Klagen gibt, das es Gegner gibt und das Stadt, Land Bahn und Bund an dem Projekt festhalten. Ok, eigentlich hat es mich wirklich wenig interessiert, ein Besuch des Turmforums hielt ich für unnötig. S21 würde schon nicht kommen, schließlich klagen ja genüg dagegen und irgendwas wird schon dabei herauskommen.

    Dann kam es zum Baubeginn und ich war wirklich überrascht. Es geht tatsächlich los, ein Großprojekt beginnt. Nun beschäftigte ich mich schon etwas mehr mit dem Thema, suchte nach Informationen und wurde im Internet fündig. Zig Seiten gegen S21, sicher der Wortlaut auf den Seiten war stets der selbe, aber man sog diese Informationen auf. Wenn man es so betrachtet konnte S21 nur schlecht sein, immerhin geht es hier um ein Milliardenprojekt, um Immobilien und die Macht der Regierung.

    Dann kam der 30.9., ein wirklich schwarzer Tag für Baden-Württemberg und ich denke keiner der Befürworter hätte dies gewollt. Es zog mich an eben diesen Abend in den Park. Tausende Menschen geleitet vom gleichen Ziel riefen „Mappus weg“ „Kinderschläger“ usw. Diese Masse steckt unwillkürlich an. Ich hatte es nicht selbst erlebt, den Polizeieinsatz, aber konnten tausende Menschen irren?! Man konnte garnicht anders, als mit dieser Welle mitzugehen. Die Empörung war spürbar, lag förmlich in der Luft. Aber es lag mehr in der Luft, das Warten auf das was noch kommen könnte. Die Menschenmasse war aufgepeitscht und die kleinsten Anzeichen hätten das Fass zum Überlaufen bringen können. Die Polizei geht einen Schritt vor – sofort wurde dies „honoriert“, sie alle waren die buhmänner für das was hätte nicht passieren dürfen.

    Nun, lassen wir das so stehen, es war wirklich ein aufpeitschender Abend…
    Dann kam es zur Schlichtung, mittlerweile hatte ich auch die Befürworterseite bei Facebook entdeckt und ich wollte mehr Informationen. Ich wollte verstehen warum Menschen für so ein Projekt kämpfen. Ich schrieb viele Nachrichten, las verschiedene Meinungen zu dem Thema und wurde nach und nach kritischer.

    Leider habe ich für meine kritischen Anfragen bald nur noch einseitige Antworten bekommen, lediglich die S21 Befürworter nahmen sich wirklich die Zeit und erklärten ihre Ansicht.

    Wirklich stutzig wurde ich bei der Schlichtung als ich hörte, das S21 Gegner für ein Gleisbiotop kämpfen… Wollte ich das wirklich? Ich verstehe die Ängste und Sorgen der Gegner, sah aber auch das Ausschlachten ebensolcher im Internet. Man nahm sich bei den Gegnerseiten nicht den Ängsten an, man schürte sie zusätzlich. Jede kleinste Möglichkeit wurde in 1000-fache hochstilisiert um ja größtmögliche Ängste zu schüren. Manchmal wußte ich echt nicht ob ich lachen oder heulen soll. „Krater werden sich in euren Vorgärten auftun“ und ähnliches wirft man von oben herab den S21-Gegnern hin. Und es gibt tatsächlich Menschen die all diese Unkerei vor bare Münze nehmen. Es wirkt und diese Maschinerie wird nicht müde weiter alles mögliche zu geben um die Menschen weiter aufzuheizen.
    Warum habe ich die Lager gewechselt? Nun, für mich ist die angepriesene Alternative eben keine Alternative. Ich würde mir für Stuttgart das Zusammenwachsen wünschen und ich denke es würde der Stadt wirklich gut tun sich im Kern erneuern zu können.

    Mir geht es weniger um den Abhnhof an sich, mir geht es nicht um Minuten die ich von A nach B weniger brauche. Für mich ist es Zukunft, wenn die Stadt sich verändern kann und so neuen Platz auf totem Gelände schafft. Ich finde das Gleisbiotop nicht attraktiv und ich denke auch die naheliegenden Stadtteile sind wenig attraktiv. Eine direkte Verbindung zum Stadtpark, eine Stadt ohne eine Kluft durch eine Gleiswüste ist für mich attraktiv und von unschätzbarem Wert. Ich denk, das nachfolgende Generationen froh darüber sind, das ihnen diese Chance gegeben wird, auch wenn wir heute noch wenig davon haben werden.

    Und was mir bei allem Gezerre um S21 wirklich bitter aufstößt, ist dass die wenigsten der S21-Gegner die Alternative wirklich wollen. Also sollte man schon überlegen, braucht Stuttgart eine Verbesserung des bestehenden Bahnhofes, oder nicht. Falls nicht, ok, dann könnte man S21 stoppen und müsste tief in die Tasche greifen um aus den Verträgen heraus zu kommen und würde anschließend nur den bestehenden Bahnhof sanieren. Ohne eine wirkliche Verbesserung herausholen zu können.

    Sollte dies allerdings nach heutigem Stand schon nichtmehr genügen, dann muss man sich eben mit der Alternative auseinander setzen und wirklich abwägen, ob dies ein sinnvolles Projekt für Stuttgart wäre. Ebenso wie S21 würde auch K21, oder K22 oder welche Variante auch immer dann kommen soll sehr viel geld kosten und ebenfalls ein Milliardenprojekt sein. Ein Projekt für das man an anderer Stelle einsparen muss. Was würde diese K-Variante für Auswirkungen auf Stuttgart haben, sind diese Ertüchtigungen auch mit der Bevölkerung vereinbar.

    All dies spielt bisher keine Rolle, denn alles dreht sich um S21. Erst heute habe ich mit einer Kollegin über S21 geredet, sie ist dagegen, will den jetztigen Bahnhof behalten, ohne Verbesserungen ect. Daran merkt man deutlich, das eigentlich K21 wirklich eine Utopie in den Köpfen einzelner Personen ist, aber sicher noch keine ausgereifte Alternative. Und noch weniger „gleich realisierbar“ wie von so manchem schlauen Kopf an den K21-Infoständen verbreitet wird. Warum bleibt man nicht bei der Wahrheit und warum redet man nicht über K21? Warum haben bisher die Politiker die sich gegen S21 aussprechen nirgendwo zu K21 geäußert, außer vielleicht auf einer Demoveranstaltung? All dies gibt mir wirklich zu denken und vielleicht sollte es auch den Gegnern, die sich für K21 aussprechen zu denken geben. Am Ende steht erstmal Stillstand und K21 ist noch lange nicht realisierbar.

    Vielleicht würde man nach einen S21-Sturz und einem Versuch K21 den Menschen nahe zu bringen scheitern um dann am Ende festzustellen, das für Stuttgart genau diese S21 Variante die beste ist, einfach weil hier auch die Stadt etwas davon hat. Und damit meine ich nicht die Regierung, sondern die Stuttgarter. Aber wer weiß das schon, aber bei aller Bürgerbeteiligung und Bürgernähe hoffe ich doch darauf, dass man bevor S21 nach Wunsch der Gegner „beseitigt“ wird über die Alternative aufklärt. Das ist man dem Volk nämlich schuldig. Ihnen aufzuzeigen was wäre wenn…

    1. Wow Evelin, das ist ein langer Kommentar;) Mein ursprünglicher Gedanke mit dem Artikel war Leser anzuregen bekannte Pfade zu verlassen und auch mal ein wenig um sich herum zu schauen. Was passiert denn da? Für dich zum Verständnis: man muss nicht K21 befürworten, um gegen S21 zu sein. K21 kann nicht ausgereift sein, das weiss denke ich jeder. Man kann aber gegen S21 in der Form sein, als dass ich persönlich das Gefühl habe, dass uns hier in Stuttgart einfach ein nicht funktionierender Bahnknoten gebaut werden soll. Ich weiss nicht, ob du die Schlichtung gesehen hast, aber da kamen doch sehr sehr viele Fragwürdigkeiten auf, wie z.B. die Signalbelegungen im Tunnel, wie sieht es bei einer Zugverspätung aus, etc. Ich will gar nicht in Details gehen. Da kann sich jeder selbst informieren.

      Letztendlich geht es um Ehrlichkeit, die uns Bürgern nicht mehr entgegengebracht wird. Brauchen wir 10 Gleise oder reichen 8? Für was gibt es eigentlich eine Sollbruchstelle von 4,5 Mrd. bei dem Projekt? Wieso werden große Bauvorhaben bereits zu Anfang schön gerechnet? Kleine übrigens auch;) Fragen über Fragen. Und bei all dem wird vergessen, wessen Gelder hauptsächlich das Projekt finanzieren. Und mich interessiert es eben sehr wohl, ob das Projekt nun 4,5 Mrd oder 5,5 Mrd oder 6,5 Mrd oder was auch immer kosten wird. Eine Sollbruchstelle sagt etwas über die Wirtschaftlichkeit eines Projektes aus. Diese gilt es zu beachten.

      Schade, dass sich nur die S21 Befürworter für dich Zeit genommen haben, ehrlich. Vielleicht haben die einfach mehr Zeit?;) Ich habe zumindest sehr kompetente Menschen bei den Gegnern des Projektes kennen,- und schätzen gelernt. Und keiner, das möchte ich mal betonen, weder von Befürwortern noch von Gegnern hat die Weisheit mit dem Löffel gegessen. Da ist auch viel Schall und Rauch dabei, aber hey, dann schalte ich halt auf Durchzug. Selbst die größten Bahn-Experten und Chefplaner haben während der Schlichtung aus meiner Sicht einen erbärmlichen Job gemacht.

      Kleiner Schlussgedanke: der Grund S21 zu bauen kann doch nicht darin liegen, dass K21 nicht planfestgestellt ist oder vielleicht gar nicht funktioniert. Was wäre das für ein Grund? Die typische Argumentationskette: Stuttgart und die Region werden auf Jahrhunderte von jeglicher Form der Weiterentwicklung ausgeklammert? Glaubst du da wirklich selbst dran? Für mich ist es allerdings sehr wohl ein Grund gegen S21 zu sein, wenn ich das Gefühl habe, dass dieses laut Bahn „bestgeplante Projekt aller Zeiten“ solche Defizite aufweist, wie dies momentan der Fall ist. Aber um dich zu beruhigen, der Stresstest wird sich auf jeden Fall innerhalb der Sollbruchstelle bewegen, das habe ich hier bereits schon einmal erläutert.

      Und nochmal: es geht nicht darum, dass die Gegner in Ihrer Freizeit ein Bahnhofskonzept (ob K21 oder was auch immer) final vorlegen müssen, sondern um einen konsensfähigen Bahnhof in Stuttgart, der funktioniert und der eine Akzeptanz innerhalb der Stadt findet. Das hätte man in 16 Jahren Projektlaufzeit wirklich schaffen können. Und zuguterletzt: es geht um ein ehrliches Miteinander zwischen Politik und Bürgern dieser Stadt Stuttgart.

      1. Danke auch für deine lange Erklärung, war überrascht überhaupt so schnell eine Antwort erhalten zu haben, ist nicht oft so :-)
        Ich verstehe das ein S21 Gegner nicht unbedingt ein K21 Befürworter sein muss. Allerdings möchte ich wissen (z.B. von den Grünen, die jetzt mitverantwortlich sind) was nach einem S21 Sturz kommen würde. In meinen Augen kann es eben nicht sein, das man erstmal alles stoppt ohne wirklich einen Plan für danach zu haben. Und wenn denn K21 die Alternative sein soll, so muss man darüber aufklären. Es geht nicht, wenn man den Menschen erzählt K21 ist sofort realisierbar, ohne zu sagen was K21 ist, oder? Und deshalb stelle ich mir die Frage, ob ein Stopp von S21 wirklich so sinnvoll sein soll. K21 würde nicht sofort kommen. Deshalb muss man die Frage stellen, ob wir auch ohne eine Alternative auskommen und wenn ja wie lang. Dann sollte man sich mit dieser Alternative wirklich auseinander setzen, schauen wie was realisierbar wäre. Ich habe wirklich Bedenken, dass man nachher feststellt, bei K21 hängt es auch an allen Ecken und man dann nach jahrelanger Verzögerung doch zum Schluss kommt, das S21 garnicht so schlecht ist, wie es derzeit dargestellt wird.
        Das Problem liegt einfach darin, das es schon so spät ist. Es kostet alles immer mehr Geld, egal ob weitergebaut wird, oder es gestoppt wird. Deshalb ist mir die Alternative wichtig und Informationen dazu ebenfalls.
        Ich habe ja auch vorangehend schon gesagt, dass mein Hauptargument das neue Stadtviertel ist. Mir geht es weniger um das drum herum. Stuttgart ist eine attraktive Stadt und wird es, wenn es wirtschaftlich vorn bleibt auch weiterhin nötig haben zu wachsen. Die Möglichkeiten sind leider sehr beschränkt. Und wenn ich dann lese eine Möglichkeit wäre ein außerhalb gelegener Bahnhof auf den Fildern, dann sträuben sich mir die Haare. Das Umland von Stuttgart ist wunderschön, grad durch seine Ländlichkeit. Das würde ich z.B. nicht mit einem solchen Projekt verschandeln wollen.
        Vielleicht sehen wir es einfach unterschiedlich, weil man Nutzen und Kosten verschieden gegeneinander aufwiegt. Ein Stadtviertel im Stadtkern ist für mich vom Nutzen her unbezahlbar. Und es wäre schön, wenn man sich hier einbringt um den größtmöglichen Nutzen für die Stuttgarter heraus zu holen.

        SIcher ist auch die Wirtschaftlichkeit des Bahnhofes von Bedeutung und sicher muss dieser Bahnhof so geplant weden, das er wieder über Jahrhunderte gut funktioniert. Allerdings sehe ich hier ein starkes Zusammenspiel vom Geldausgeben und Sparsamkeit. Und so kann es auch einem solchen Projekt passieren, das man sich so einstellt, das man versucht „günstig“ ein gutes Ergebnis zu erreichen. Verbesserungen kosten immer Geld und ich denke, wenn es nach den Planern gegangen wäre, so hätte man schon vorher so manche Sache größer geplant. Das geht aber eben nicht immer, einfach weil man auf Geld schauen muss. Allerdings unterstelle ich der Bahn schon, dass sie den Bahnhof nicht schlechter plant, als der bisherige ist. Ich denke die Bahn kann sehr wohl rechnen und weiß was für Kapazitäten sie schlussendlich befördern kann.
        So kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, das die Bahn ein Interesse daran hat hier einen nicht funktionierenden Bahnknoten zu bauen.

        Ich glaube auch nicht daran, das Großprojekte von Anfang an schön gerechnet werden. Es gibt einfache Kostensteigerungen, die man relativ einfach mit einrechnen kann, so z.B. die Preissteigerungsrate. Kommt dann aber ein Jahr, welches die Wirtschaft aus den Fugen reißt, wie z.B. in der Finanzmarktkrise, dann sind dies Dinge die keiner vorhersehen kann.
        Da Stuttgart über Jahre geplant wurde und ständig weiterentwickelt wurde ist es klar sich auch die Kosten verändern. Man ist ja an Verbesserungen interessiert, auf der anderen Seite gibt es mittlerweile andere Techniken ect. Deshalb denke ich ist es normal, das ein kalkulierter Preis nie wirklich zu 100% dem wirklichen Preis entspricht. Im Übrigen wäre dies sicherlich auch bei einer folgenden Alternative so. Zum Thema wirtschaftlicher Stillstand. Dies wäre das Szenario, wenn man dann immer wieder solche Gründe dagegen finden kann und wird. Eben weil es normal ist. Letztlich gibt es keine Variante, egal ob S21, K-irgendwas die bei allen ankommen wird. Würde man immer dann abbrechen, wenn sich genügend Gegner finden, dann wird es ein Stillstand, außer jemand setzt sich durch, und dann würde es heißen „über die Köpfe des Volkes hinweg“, oder?

        Das Problem welches du zum Schluss ansprichst, das man Bahnprojekt braucht, welches in der Bevölkerung Akzeptanz findet. Ich glaube, dies haben die damaligen Herren gedacht. Nie war der Widerstand so groß, wie nach Baubeginn. Und da stellt sich eben schon die Frage, warum es die Gegner, die schon jahrelang gekämpft haben nicht vorher schafften aufzurütteln?
        Eigentlich ist es schlimm, wenn man nach so vielen Jahren, dann wenn alles steht und man zu bauen beginnt erst Gehör bei der Bevölkerung findet… Hat es die Menschen (so wie mich) vorher nicht interessiert? Warum ist es auf einmal so schlimm? Es gab viele Möglichkeiten sich umfassend zu informieren, seine Meinung kund zu tun.

        Übrigens denke ich nicht, das die Befürworter „einfach mehr Zeit hatten“ um mit mir zu schreiben/reden ;-) Auf den Seiten der Gegner sind kritische Fragen einfach tabu und das schreckt mich persönlich sehr ab. Und ich frage mich oft, ob dies nicht auch so sein soll, von den Initiatoren eben jener Seiten.
        Scheinbar sind die Fädenzieher daran interessiert den Graben durch Stuttgart weiter zu ziehen, oder ihn zumindest aufrecht zu erhalten. Keiner der Bündnisinitiatoren hat bisher auch mal beschwichtigende Worte in den Mund genommen, wenn es gegen Befürworter ging. Diese sind ja alle bezahlt, denken nicht selbst usw. Das Volk ist groß und hat viele verschiedene Meinungen und das muss und sollte jede Seite akzeptieren. Eine Hetze gegen eine Gruppe ist in meinen Augen verabscheuungswürdig und hat nichts mit Demokratie, oder Meinungsfreiheit zu tun.

        Deshalb habe ich auch auf diesen Eintrag reagiert, denn es geht beiden Seiten so und das ist schlimm. Ich bin kein schlechterer Mensch, nur weil ich eine andere Meinung hab, ebenso sehe ich mein Gegenüber. Mich hat man als schlechte Mutter betitelt, weil ich für S21 bin, meine Kinder seien bemitleidenswert. Ich habe ältere Menschen, auf die ich mit Respekt zugehe außer sich vor Wut gesehen, als sie von einer Anti-S21 Demo kamen und sie nach Feindbildern suchten, die sie in Mitmenschen die einfach nur eine andere Meinung haben fanden. All dies kann nicht sein und so viel Verantwortung erwarte ich von den Machern der Demos schon, das Mitmenschen, die vielleicht den S21-bahnhof befürworten nicht diejenigen sind, die ihn verantworten. Denn dies ist ein Unterschied. Ich bin nicht Mappus, oder Grube und ein S21-Infostand wird auch nicht von diesen Herrschaften betrieben, sondern von einer Interessensgemeinschaft für S21.

        Diese Ehrlichkeit und Menschlichkeit für ein gemeinsames Miteinander sollten wir uns nicht nehmen lassen, egal wie wir zu diesem Thema stehen. Und deshalb haben sich so manche Politiker bei mir ins absolute Abseits gestellt. Wer Feindbilder kreiert sollte mit Politik nichts zu tun haben. Diese Zeiten sind vorbei und wir sollten daraus gelernt haben.

        Und um ein Ende zu finden, copy paste: Und zuguterletzt: es geht um ein ehrliches Miteinander zwischen Politik und Bürgern dieser Stadt Stuttgart. :-)

    2. „Dann kam der 30.9., ein wirklich schwarzer Tag für Baden-Württemberg und ich denke keiner der Befürworter hätte dies gewollt.“

      Ich bin sicher DU hast es nicht gewollt.
      Fakt ist: Leute haben es gewollt und auch angeordnet. Ausgeführt. Das ist nicht einfach „passiert“ nach dem Motto „Huch wo kommen denn plötzlich die Wasserwerfen und die schwarze Garde aus ganz Deutschland her“…. nee, das war kein bedauerlicher Unfall, das war eiskaltes Kalkühl, der Versuch Stuttgart 21 GegenerInnen, die einfach viel zu viele SympatisantInnen hatten in den Dreck zu ziehen. Man WOLLTE verletzen und die Leute zum Ausrasten bringen. Wäre nicht das Internet wäre das alles ganz und gar unkommentiert durch die Presse gegangen und Pflastersteine wären Pflastersteine geblieben und nicht wieder Kastanien geworden.

      Das wollte ich doch mal kurz klar stellen.

      1. Nein, da wiederspreche ich dir absolut. So etwas zu unterstellen ist in meinen Augen abartig. Lass mich auch erklären warum:
        In meinen Augen kam an diesem Tag vieles zusammen.
        1. Es war ein Tag vor den Baumfällarbeiten. Das Gelände musste gesichert werden.
        2. Es war der Tag einer Schülerdemo.
        Dise zwei Termine hätte man auseinander halten müssen, da verstehe ich Einwände noch zu 100%.

        Aber, war es nötig beim Anblick der vielen Polizeiautos und der Baufahrzeuge „Alarm“ zu geben, also Parkschützeralarm? Warum können sich auf der Parkschützerseite Kinder anmelden und werden alarmiert? Wieso hat man die Schüler gerufen, als man das Polizeiaufgebot gesehen hat? Hätte man es nicht vermeiden sollen, dass sich Kinder bei einer solchen Aktion befinden? Ich will damit nicht angreifen, aber diese Fragen gehen mir als Mutter durch den Kopf. Ich würde an so einem Tag ganz sicher nicht mit meinen Kindern in den Park gehen. Nicht weil ich Angst vor der Polizei hätte, sondern wegen dem Pulk von Menschen, wegen Situationen die entstehen, in der aufgeheizte Gemüter aufeinander prallen.

        Dann stellt sich mir auch die Frage, was wäre geschehen, hätte die Polizei einfach nicht eingegriffen (dabei will ich jetzt nicht auf die Mittel eingehen). Was wäre dann geschehen? Wären die Menschen, die ja mit jeder Stunde mehr wurden, irgendwann wieder gegangen? Also hätte es nie eine Situation gegeben in der man hätte den Park räumen müssen? Einfach weil die Bahn das Baurecht hat und es durchsetzen kann?
        Wären die Menschen dann freiwillig gegangen, wären die Menschen von den Bäumen runtergestiegen? Hätte es irgendwann eine Situation gegeben, in der die Bauarbeiten hätten beginnen können? NEIN und das ist auch gut so.. Ich kann mir vorstellen, das das so manchem lesenden S21-Gegner durch den Kopf geht.
        Ich sehe das nicht ganz so, denn die Bahn hat Baurecht, die Verträge sind geschlossen und das Projekt hat seine rechtliche Zustimmung. Ganz nüchtern betrachtet.
        Und genau weil es nie den Zustand einer friedlichen Räumung gegeben hätte, hat man sofort eingegriffen. Warum hat man so drastisch durchgegriffen?

        nun genau sagen kann ich es nicht, aber ich denke man wollte eine schnelle Lösung finden und sicher hat keiner damit gerechnet, dass die S21-Gegner so hartnäckig bleiben. Deshalb finde ich die Unterstellung man hat gezielt auf Verletzungen gesetzt für haltlos. Es kamen viele Punkte zusammen, Menschen entscheiden, obwohl sie die Folgen nicht immer abschätzen können!

        1. Evelin, im ersten Absatz stellst du ja schon alles klar. Man hätte die beiden Termine auseinanderhalten müssen. Punkt. Aus. Mal ganz ehrlich, ich kann es nicht mehr hören, dass die Mehrzahl der Menschen im Schlossgarten Eltern mit ihren Kindern waren. Ja, es war eine Schülerdemo, die lange vorher bekannt war. Auch den Verantwortlichen. Im Gegensatz zu den polizeilichen Aktivitäten war und ist von Seiten der Parkschützer Seite aus alles transparent. Die Polizei kann ganz einfach mitlesen. Ja, und sie liest natürlich auch mit. Wann wurde die Entscheidung getroffen, dass der Einsatz am 30.09. stattfinden soll? War zu der Zeit die Schülerdemo bereits bekannt, ja oder nein? Hast du den U-Ausschuss verfolgt? Dann dieses lächerliche Argument mit dem Berufsverkehr. Mensch, da könnte ich wirklich, ne, das lass ich lieber.

          Ich kann wirklich alles respektieren, aber das was du hier schreibst ist einfach nicht wahr. Oder glaubst du ernsthaft, dass die Polizei nicht wusste, wer hinter der angemeldeten Schülerdemo steckte? Ich kann dir versichern, dass die Polizei sehr gute Informationsflüsse und Informanten hat und diese auch nutzt. Und nein, ich leide nicht unter Verfolgungswahn. Sowohl auf der Parkschützer Seite, als auch bei „Bei Abriss Aufstand“ war schon am Abend vorher zu lesen, dass der Einsatz am 30.09. um 15 Uhr stattfinden soll. Etwas später am Abend dann die Nachricht, dass der Einsatz vorverlegt wurde. Glaubst du ernsthaft, dass die Polizei diese Internetseite aus den Augen gelassen hat und völlig überrascht wurde? Sorry, das ist doch leicht naiv. Natürlich waren sie zu jeder Zeit über alles informiert. Der Parkschützer Alarm hat vielleicht noch ein paar Leutchen mehr in den Park geholt, ok, aber die Mehrzahl wusste bereits am Abend vorher bescheid.

          Ist es nicht so, dass da in Wirklichkeit zwei Welten aufeinander prallen? Die Menschen in den Bäumen hätte man einfach sitzen lassen können. Keiner dieser Bäume war von den anstehenden Fällarbeiten betroffen. Was hätte es wohl geändert, wenn man Menschen in Bäumen einfach nicht mit Wasserwerfern beschossen hätte? Hast du dir mal angeschaut, auf welchen Bäumen die überhaupt sassen? Das war fernab von Gut und Böse. Wieso rollt der Tross vom Cafe aus in den Park, wo die Strasse am Südflügel schon ab morgens komplett gesperrt war? Aber ich will nicht zu sehr ins Detail gehen.

          Es ging überhaupt nicht um die Frage einer friedlichen Räumung. Diese Frage stellte sich nie. Die zulässige Frage würde lauten: warum fährt die Polizei samt Bautross nicht nachts um 3 oder 4 Uhr? Ach ja, weil der Parkschützer-Alarm dann ja alle in den Park gelockt hätte. Oder aber zu viel Verkehr. Sorry, aber diese Ironie kann ich mir nicht verkneifen. Das ist ein Witz und eine Frechheit sondersgleichen. Der Ablauf, der ganze 30.09. war eine einzige Demonstration von Macht und Stärke und sonst nichts. Und noch als letzter Gedanke: ist es nicht pervers, dass die Parkschützer die Infomation über den Einsatz schon einen Abend vorher hatten?

          1. Ich gebe dir Recht, die Punkte die du anführst werfen viele Fragen auf. Aber ich würde KEINEM Polizisten, der an diesem Tag anwesend war vorwerfen er/sie hätte Spaß an dieser Situation gehabt. Es sind alles Menschen und keiner konnte an diesem Tag in die Köpfe derer sehen die es betraf.
            Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen, das es das Ziel der Politik, oder einiger „Größen“ war, dass der Tag so schlimm endet.

            Aber trotzdem bewegt mich die Frage, warum sich Kinder bei einer Organisation wie den Parkschützern für eine Stufe anmelden können, die sie wissentlich in Gefahr bringt, bzw. um es genauer zu sagen sie motiviert sich der Polizei zu widersetzen. Muss das sein? Bei allem Verständis dies kann ich nicht gut heißen.

            Für mich wäre es verantwortungsvoller gewesen, wenn man schon von vornherein ein Mindestalter festsetzt für solche Seiten. Damit rede ich nicht von Müttern die mit ihren Kindern im Park waren als der Einsatz geschah. Sondern von der Verantwortung der Parkschützer.

            Ich will damit diesen Tag sicher nicht schönreden, das wär das letzte was man in so einer Situation machen kann. Aber ich erwarte von allen Seiten Verantwortung, auch von den Parkschützern…

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