Gestern ging der zweite Tag der republica zu Ende. Nach dem Montag Highlight mit dem YouTube Panel, fehlte mir am Dienstag ein echtes Highlight. Stopp, das ist gelogen!halb11!!! Doch von Anfang an:
Let’s Talk about Content! – Wie sich die Infrastruktur des Internets verändert
Im Bewusstsein der Drosselkom Diskussion entschloss ich mich diesen Vortrag zu besuchen. Schliesslich möchte ich wissen, wie das Internet von morgen aussehen soll, aussehen könnte oder gar aussehen muss? Das Panel aber erfüllte meine Erwartungen in keinster Weise. Ein natürlich professionell kommunizierender Telekom Manager Jan Krancke wurde zu wenig gefordert. Fragen aus dem Publikum beantwortete in seiner ruhigen Art und Weise konstant mit: „Auch die Telekom möchte ein offenes und freies Netz. Das liegt in unserem eigenen Interesse.“
Und wir als Zuschauer? Nichts. Alles wirkt abgesprochen, das Zweiklassen-Internet wird kommen, denn auch die Vertreterin der Bundesnetzagentur machte auf mich persönlich nicht den Eindruck, alles auf den Prüfstand stellen zu wollen. Mehrfach erwähnte sie, dass es wichtig ist eine Transparenz herzustellen.
Mal ehrlich, wollt ihr mich auf den Arm nehmen? Wir stehen da und müssen uns so einen Bullshit (man entschuldige diesen Ausdruck) anhören und niemand steht auf, um kurzfristig die gute Kinderstube zu verlassen, und berechtigte Kritik zu äussern? Mir geht es nicht um schreien oder laut werden, aber diese Lethargie war kaum zu ertragen. Da ich erst etwas später zu dem Vortrag kam ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass die Diskussionsteilnehmer das Publikum auch in eine Art Schlafzustand redeten, da denn da war keinerlei Reibung zu spüren.
Die Fragerunde war auch nicht gerade lange und meine Meldung kam nicht mehr an die Reihe. Daher stelle ich meine Fragen hier:
1. Wie sieht die Zukunft im Internet für HartzIV Familien aus? Ist es nicht so, dass diese Menschen die meiste Zeit haben ins Internet investieren können, die meisten Daten verbrauchen? Das Internet gehört zur Grundsicherung. Welchen Tarif werden HartzIV Empfänger bekommen? (sorry, ich hoffe ihr versteht die Ironie dahinter. Dies ist keine Diskreditierung von HartzIV Empfängern, sondern sollte lediglich als Reibungspunkt dienen, um die eingeschlafene Diskussion etwas aufzuwecken).
2. Frau Lieschen Müller, wie Sie die Dame so schön nannten, wäre mit Sicherheit froh, wenn sie das Internet für weniger Geld nutzen könnte. Warum muss die Dame aber gleich viel bezahlen wie bisher, obwohl sie nur unter 1/4 der von ihnen genutzten Volumengrenze nutzt?
3. Finden Sie es nicht verwerflich im Jahr 2013 eine Grenze festzulegen, die Sie 2016 dann aktivieren wollen? Wenn ein HD Film, den ich mir legal erwerbe in 2 Jahren dank neuer Technologie 15 Gigabyte groß ist, wie viele Filme kann ich dann downloaden?
Und ich hätte noch einige Fragen mehr gehabt. Wir brauchen mehr Mut und konstruktive Empörung.
The New Africa
Beate Wiedekind stellte ihr Projekt The New Africa vor. Ihre Arbeit weiss ich sehr zu schätzen, denn wie sie es auch im Vortrag formulierte, die meisten von uns haben eine völlig falsche Vorstellung von Afrika. Unterschiedliche Erfolgsgeschichten wurden vorgestellt, z.B. ein 20-jähriger, der den ersten rein afrikanischen Browser programmierte. Unter anderen, und das war mein Highlight, stellte Stefan Jäger den Film „Horizon Beautiful“ vor. Davon werde ich jetzt aber nicht zu viel verraten, da ich darüber irgendwann einen eigenen Artikel schreiben möchte. Kurz gesagt geht es darum, dass Stefan Jäger mit 4 Europäern nach Addis Abeba gegangen ist, um dort einheimische Schauspieler und Verantwortliche für das Filmprojekt zu finden. Zitat der Facebook Seite:
The movie was shot in Ethiopia as a collaboration between young Ethiopian filmmakers from the Blue Nile Film Academy with the support of some European professionals.
Problem dabei, vor Ort gibt es keinerlei Filmproduktionen (was an der Qualität der Aufnahmegeräte liegt), lediglich eine einzige Filmakademie, also auch kaum Schauspieler. Folglich wurde teilweise auf der Straße gecastet. Die Filmbeschreibung besagt:
Horizon Beautiful erzählt die ungewöhnliche Geschichte eines äthiopischen Strassenjungen, der unbedingt Fussballer in Europa werden möchte und seine Chance wittert, als sich ranghoher Besuch ankündigt: Der Boss eines weltweit führenden Fussballunternehmens kommt nach Äthiopien, um seinen Ruf aufzubessern. Der Junge entschliesst sich kurzerhand, den Fussballboss entführen zu lassen, um ihn retten zu können. Doch die Aktion läuft aus dem Ruder und der 12-jährige Junge wird unfreiwillig selbst zum Entführer…
Spannende Geschichte. Ob der Film jemals in deutsche Kinos kommen wird ist fraglich. Hoffentlich ist er irgendwann auf YouTube zu sehen.
Das Internet – Der Preis
Nilz und Herm haben den Abend gerettet und die besten Preise verliehen, die das Netz jemals erlebt hat. Und das real. Was ist Was Bücher über Dinosaurier und vieles mehr. Zwischendurch musste ich meine Bauchmuskeln lockern, denn ich kam aus dem Lachen kaum raus. Die animierten *.gifs der Präsentation waren teilweise so der Knaller, vor allem der Hund, der seinem Frauchen unerwartet den Boden unter den Füßen wegzog, fand großartigen Anklang. Danke Nilz und Herm.
P.S. Natürlich habe ich noch einige weitere Vorträge besucht, aber vor allem auch viele tolle Menschen getroffen. Insofern ist dieser Bericht keinesfalls komplett, nur ein Ausschnitt.
Eine Meinung zu “republica 2013: Review Tag 2 mit Drosselkom, Afrika und Nilz und Herm”