Einige Online-Publikationen haben die gemeinsame Kampagne „Schalte deinen Ad-Blocker ab“ ins Leben gerufen. Neben Spiegel Online sind unter anderem die Zeit, SZ, FAZ.net, Golem.de und RP Online dabei. Das erste was mir an der Kampagne auffiel war die plakative Platzierung der Werbung im „Sonderformat“. Ein bisschen hat mich das an die Wikipedia Kampagne im letzten Jahr erinnert. Der Unterschied: Wikipedia Gründer Jimmy Wales bat um Spenden, während alle Verlagsseiten darum bitten, den Adblocker zu deaktivieren. Angeblich besuchen stolze 25% der User die entsprechenden Angebote mit einem aktiven Adblocker.
Die immer wiederkehrende Frage nach dem Modell
Natürlich dürfen, ja müssen Verlage im Internet Geld verdienen. Für mich persönlich muss ich jedoch auch feststellen, dass die Angebote der Verlage immer mehr an Attraktivität einbüssen. Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Angebote auf maximale Werbeeinnahmen ausgelegt sind. Nehmen wir mal an, dass diese 25% jetzt ihren Adblocker deaktivieren. Was würde sich für den User verändern? Dürften wir mit weniger Werbeeinblendungen rechnen? Dürften wir auf ein Ende der Klickstrecken hoffen? Sicherlich nicht. Und hey, Meike Lobo wäre sogar bereit für ein Angebot etwas zu bezahlen, wenn die lästig blinkende Werbung ein Ende hätte.
Experimentieren erwünscht
Diese Kampagne sehe ich lediglich als Experiment an, denn die meisten Verlage sind von einem komplexen Content Management System abhängig, das schnelle Änderungen an einer Webseite fast unmöglich macht. Insofern ist diese Kampagne die simpelste aller Einbindungen, die das System zugelassen hat. Mir liegt es fern, auf die eine oder andere Seite einzuschlagen. Es nutzt niemandem die Kampagne der Verlage als „mimimi“ darzustellen, ebenso absurd ist es von den Verlagen, mit dieser Bitte auf die Leser zuzugehen. Vielleicht wäre es wieder mal an der Zeit, sich ein wenig in Demut zu üben. Auf beiden Seiten.
Vielleicht ist der Leser erwachsen geworden, vielleicht müssen Werbeformate neu gedacht werden. Liebe Verlage, ihr werdet einen Weg finden, aber bitte habt auch Verständnis für eure Leser. Diese blinkenden Peep-Shows und Klickstrecken sind nichts für zarte Nerven. Weiterhin bietet Adblocker auch die Möglichkeit an akzeptable Werbung zuzulassen. Dies würde aber voraussetzen, dass man sich von animierten Werbeformaten verabschieden müsste.
Mut den ersten Schritt zu gehen
Mich würde ebenfalls interessieren was passieren würde, wenn Verlage aktiv etwas für ihre Leser zu würden? Halt, klar, das machen sie ja schon, indem sie Artikel schreiben. Aber wie wäre es mal mit etwas spannenderen Formaten, mit mehr Fokussierung auf den Inhalt? Denn auch das sollte für Verlage gelten: sobald ich den Content nicht mehr von der Werbung unterscheiden kann, solange bleibt mein Adblocker aktiv. Für sehr viele Seiten lasse ich aber explizit Werbung zu.
Wir Leser sollten die Verlage ebenfalls nicht mit Füssen treten. Wenn wir uns über etwas lustig machen, dient das nur einer kurzen Befriedigung des Egos. Hat jemand die perfekte Lösung für Verlage zur Hand? Ich glaube einige wären bereit ein paar satte Euros dafür in die Waagschale zu werfen. Mal im ernst, klar sitzen da Redakteure, kostet der Server, etc. Ein Verlag muss eben Geld verdienen. Vielleicht würde sich ein Verlag über Vorschläge freuen. Mit Sicherheit. Vielleicht, nein, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ist es aber so, dass in Verlagen sehr viele verkrustete Strukturen sind, die erst mal aufgebrochen werden müssen. Letztendlich können sich Verlage nur selbst aus ihrer Misere befreien. Mit Mut zu Neuem.
P.S. Das alles schreibe ich so locker von der Hand, weil mich die meisten Verlagsprodukte tatsächlich nicht mehr interessieren. Seiten, die ich gerne lese, unterstütze ich durch persönliche Spenden.
2 Meinungen zu “Verlage ringen um Werbeeinnahmen: schaltet bitte den AdBlocker ab”