Dieser Artikel birgt keinerlei neue Erkenntnisse, lediglich eine Zusammenfassung einiger Gedanken zum Thema „Wie verdiene ich als Verlag online Geld“ und „Journalismus von heute aus der Sicht eines Nicht-Journalisten“. Während das Stadtkind drüben vom „Netz der Asozialen“ spricht, finde ich, dass wir auseinanderhalten sollten. Die Adblocker Diskussion kratzt wie gehabt nur an der Oberfläche des Themas. Die Kernprobleme sitzen tiefer.
Junge Journalisten sind rückwärtsgewandt?
Auf der republica gab es ein Panel namens „Digital by default„. Teilnehmer waren Jochen Wegner, Chefredakteur der Zeit Online, Katharina Borchert, Geschäftsführerin Spiegel Online und Stefan Plöchinger, Chefredakteur der Süddeutschen. Da sassen sie also zusammen und diskutierten über mögliche Online Finanzierungen ihrer Angebote. Das reichte vom Flattr Button bis zur Bezahlschranke. Natürlich wurde auch kurz über die teilweise systembedingte Trägheit der Verlage diskutiert, warum es gefühlte 300 Jahre dauert, bis z.B. ein Flattr Button installiert ist. Stückwerk also. Wirklich innovative Ideen kamen nicht zur Sprache. Ich fühlte mich, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Wenn ich mich recht erinnere, gab es, seit ich die republica besuche, jedes Jahr mindestens ein Panel zum Thema.
Auch dieses Jahr wartete ich wieder auf irgendeinen grandiosen Einfall der Verlage, der leider ausblieb. Interessant fand ich eher den Aspekt, dass es anscheinend sehr viele junge Journalisten gibt, die sich bei Verlagen bewerben, um dann zu sagen, dass sie gekommen seien, um im „klassischen Journalismus“ zu arbeiten. Entweder läuft in den diversesten Journalistenschulen etwas falsch, oder aber Teile der angehenden Journalisten wollen das Rad der Zeit wieder zurückdrehen. Blöd, wenn das Rad eine Rücktrittbremse hat, denn es gibt keinen Grund nach hinten zu schauen.
Konkurrenz Konkurrenz und nochmal Konkurrenz
Die größte Erkenntnis auf der republica aber war: gemeinsam ist alles möglich, doch die wenigsten wollen tatsächlich etwas gemeinsam auf die Beine stellen. Zu viel Konkurrenzdenken und falsche Eitelkeiten verdecken die Sicht. Jeder arbeitet an eigenen Lösungen, dabei könnte tatsächlich ein Modell existieren, in dem die unterschiedlichen Titel zu einem monatlichen Abopaket geschnürt werden könnten. Verlage sollten noch mehr verinnerlichen aus der Sicht der Leser zu denken. Die wenigsten Leser kommen z.B. zu Spiegel Online, weil sie einfach mal schauen wollen. Sehr viele kommen, weil sie etwas zu bestimmten Themen lesen wollen. Da ist prinzipiell der Name des Onlineangebotes „fast“ egal. Wenn ich etwas zum Flughafen Berlin etwas wissen möchte, dann gebe ich das in einer Suchmaschine ein, klicke auf News und forste mich dann durch die Artikel der unterschiedlichen Angebote.
Da wäre ich tatsächlich dankbar, wenn ich mir z.B. ein Abo zum Thema „Flughafen Berlin“ holen könnte, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. Tja, leider hat das Google bereits umgesetzt. Warum hat das Google gemacht? Weil sie es einfach gemacht haben. Punkt. Als User wäre mein Wunsch, dass ich mir zu einem bestimmten Thema verlagsübergreifend Informationen gebündelt besorgen und lesen kann. Dafür würde ich natürlich etwas bezahlen. Nicht gerade mit einem Jahresabo, aber auf monatlicher Basis sicherlich. Für ein Jahresabo ändern sich meine Themengebiete zu schnell. Das ist das Internet. Rastlos. Unaufhaltsam.
Personalisierter Journalismus
Der zweite Aspekt, den man eher aus Journalistensicht betrachten könnte: wie sehr Marke ist ein Journalist? Auf der einen Seite gibt es diese gnadenlos schnellen Plattformen wie Twitter und die langsamen Printprodukte. Irgendwo dazwischen würde ich die Webseiten der Verlage sehen, da man für einen Artikel schon etwas Recherche benötigt. Vielleicht könnte man sich überlegen, mit was sich ein User identifiziert? Mit einem Artikel, mit einem bestimmten Journalisten? Die Grenze ist wohl fliessend.
Blogs haben sehr oft Autorenboxen unter dem Artikel, in denen noch etwas zum jeweiligen Autor zu finden ist. Seien es der Twitteraccount, eine kurze Zusammenfassung was der Autor bisher gemacht hat, oder oder oder… Es wird eine persönliche Bindung aufgebaut. Natürlich könnte man dem entgegensetzen, dass der Autor nicht der ausschlaggebende Punkt für einen Verlag ist, dennoch sollte man die Überlegung anstellen. Der Journalist online ist eben nicht nur ein Journalist, der sein Handwerk beherrscht, sondern der auch das Internet versteht.
Etwas weit vorausgeblickt könnte ich mir persönlich sogar vorstellen, bestimmte Journalisten finanziell zu unterstützen. Dem würde natürlich ein Austausch über soziale Netzwerke, etc. vorausgehen. Die Huffington Post blendet z.B. bei einem Artikel sehr oft einen Layer ein, der mir bewusst und gezielt mehr Informationen zum Autor gibt. Gut so. Vielleicht mag ich ja sogar nur Artikel von einem bestimmten Autor lesen und hierfür ein Abo abschliessen? Das alles sind keine bis zum Ende gedachten Lösungen, lediglich Denkansätze.
Verlag vs Leser
Die großen Titel machen das in Ansätzen schon ganz gut, in der breiten Masse aber muss man anfügen, dass die Online-Angebote der meisten Tageszeitungen, etc. eindeutig nutzerunfreundlich sind. Genau aus diesem Grund gab es vor kurzem diese „Schaltet eure Adblocker für unsere Seite aus“ Kampagne. Die Frage, warum es Spon oder andere Webseiten noch nicht geschafft haben, einen eigenen Adserver aufzusetzen stelle ich mir übrigens immer wieder. Bei mir wird die Werbung nur nicht angezeigt, weil diese über einen Drittanbieter zur Verfügung gestellt wird. Das blockiere ich. Die Realität der meisten Zeitungen online sieht aber so aus:
Ich kann mich ebenso nur wiederholen: seid mutig! Geht den Schritt auf eure Leser zu, entwickelt gemeinsam mit ihnen Modelle, die sich realisieren lassen. Bindet eure Leser ein. Erforscht, was sie bereit sind zu geben und was sie dafür gerne als Leistung hätten. Warum unterwerft ihr euch diesem Anzeigen-Wahnsinn? Warum gibt es eigentlich noch keine offene Ideenplattform, auf der sich eine Zeitung und ihre Leser austauschen können? Ihr und ich wisst, dass wir nicht auf der Ebene eines Flattr-Buttons diskutieren sollten.