Nachdem Dirk hier einen Gastbeitrag schrieb, brachte er mich auf so einige Gedanken. Sein Text führte mir vor Augen, wie sich gewisse Produkte ins Kinderleben schleichen, ohne dass es jemand bemerkt haben will. Bielefeld also. Wer sich mit anderen Eltern unterhält oder in sich hineinhört, stellt sehr schnell fest, dass es nicht selten liebgewonnene Traditionen aus der eigenen Kindheit sind, die nun an die eigenen Kinder weitergegeben werden. Doch dann gibt es auf einmal neue Einflüsse, bei denen keiner genau sagen kann, woher sie kommen. Beispiel Feen. Eine ganze Arme Feen erwartet unsere Kinder. Ich nenne sie jetzt mal die Konsumfeen.
Das Konsumwesen Kind
Natürlich ist das Kind an sich in keinster Weise ein Konsumwesen. Eltern, Freunde, Verwandte machen es dazu. Dabei bin ich gar nicht gegen Konsum, lediglich für einen verantwortungsvollen Umgang. Die Konsumfeen durchkreuzen dabei aber oftmals die Pläne. Da gibt es die Schnullerfee, die Zahnfee, bei manchen die Windelfee und viele weitere Feen, die sich auf das Kind stürzen. Vielleicht fragt ihr euch, warum ich mich darüber so aufrege? Na ja, sagen wir mal so, ich glaube, dass es am Konsum an sich in Kombination mit Kindern liegt.
Die Schnuller-Fee
Eltern sehen sich täglich mit scheinbar einfachen „Problemen“ konfrontiert. Irgendwann kommt der Tag, an dem sie den Wunsch haben, dass sich das Kind vom lieb gewonnenen Schnuller verabschiedet. Nicht die Kinder haben den Wunsch, die Eltern. Viele recherchieren dann erst mal im Bekanntenkreis oder im Internet. Also Suchmaschine anwerfen und nach Möglichkeiten suchen, wie das Kind den Schnuller los wird. Von den klassischen Ratgeber Seiten bis hin zu Foren findet man alles. Was festzuhalten bleibt: jedes Kind ist individuell. Es gibt keine Pauschallösung.
Eltern bekommen oft den Druck von außen zu spüren, sei es durch den Zahnarzt, der natürlich den Überbiss und was weiss ich alles sieht und sofort den Schnuller wegwerfen würde. Sei es durch andere Eltern, die sich wundern, dass ein 3-jähriges Kind immer noch einen Schnuller hat. Und irgendwann kommt in diesem Prozess des sich unter Druck Fühlens der Konsum dazu. Beigemischt. Zitat aus einem Forum:
Nun hat sie sich so einen Trettraktor ausgesucht den die Schnullerfee bringen soll und hat dann gestern abend hoch motiviert die Diddies auf die Terrasse gelegt und ist ohne ins Bett.
Dann begann das Drama: Sie konnte natürlcih nicht einschlafen, wir haben ewig vorgelesen, am Anfang hat sie auch noch nicht geweit, war eher irritiert was sie jetzt tun müsse um einzuschlafen. Nach einer Weile hat sie dann angefangen zu weinen, wollte aber nicht dass ich die Diddies wieder hole, war einfach übermüdet und verzweifelt. Ich hab ihr dann gesagt dass wir das gemeinsam schaffen, hab mir meine Matratze neben ihr Bett gelegt und sie gestreichelt, im Arm gehalten etc. Sie hat sich aber dann so hineingesteigert, dass sie gar nicht mehr zu beruhigen war, sie war zum Schluss völlig apathisch, hat sich immer selbst gegen das Gitter geschlagen, war komplett durchgeschwitzt etc.
Den Schnuller abzugeben ist kein leichter Schritt, vielmehr ist es ein Entwicklungsschritt, eine Erkenntnis. Erkläre mal einem Raucher, dass er das Rauchen aufhören soll. Oder einem Alkoholiker, dass Alkohol schädlich ist. Alles eine Frage der liebgewonnenen Rituale. Kinder befinden sich in einer Zwickmühle. Die Notsituation den Schnuller abgeben zu müssen überwinden sie erst, wenn sie einen Wunsch haben, der groß genug ist, um die Not zu lindern oder vergessen zu machen. Wenn man bedenkt, dass Wünsche bei Kindern wirklich extreme Ausmasse annehmen können, dann ist man gewappnet.
Bei all dem frage ich mich, warum wir Eltern uns das antun. Zuerst geben wir Kindern Schnuller, damit sie sich schneller beruhigen, um sie ihnen dann wieder wegzunehmen. Das schreibe ich übrigens als Vater, dessen beide Kinder Schnuller hatten und bei denen beiden die Schnullerfee kam.
Manchmal verteufle ich diese ganzen Feen.
P.S. Kind 1 hat vor kurzem den ersten Milchzahn verloren. Da kam keine Fee. Ich habe einfach ein Foto gemacht, als der Zahn noch drinnen war und eines, nachdem er rausgefallen ist. Daraus machen wir dann irgendwann ein animiertes *.gif. Da hat er später auch noch was davon ;)
Besonders bei uns Müttern ist es dieser ewige Konkurrenzkampf…
Der mit einem „Schläft er schon durch?“ bis zu „Welchen Abi-Schnitt hat er?“ geht. Gerade dieses Schnullerdingens und der windelfreie Popo sind ab einem gewissen Alter ein Muss, damit Mama sich nicht schämt in der Krabbelgruppe.
Bei unserem Großen war es übrigens ein Rutsche (die wir ihm sowieso kaufen wollte), die wir ihm zur Erpressung vor die Nase „baumeln“ ließen – wie die Möhre dem störrischen Esel.
Dann waren wir die Windel von einen auf den anderen Tag los.