Zum Arzt gehen ist für die meisten ein leidiges Thema. Nach meist langen Wartezeiten bekommt man endlich einen Termin. Die Arzthelfer verteilen die Patienten nach und nach auf die Behandlungszimmer, wo diese dann mehr oder weniger lange auf den Arzt des Vertrauens warten. Jetzt sind Behandlungszimmer total unspannend. Also, was tun? Na ja, vielleicht einfach mal schauen, wen der Doc noch so behandelt. Whaaaaaat? Ich weiss, für euch ist das vielleicht kein Aufreger. Für mich schon. Ey, da kann ich die ganze Behandlungsliste einsehen, welcher Arzt welchen Patienten überwiesen hat. Die Namen der Patienten, etc.
Häufig suchen Menschen einen Arzt in ihrem Stadtteil auf, d.h. ich als Patient könnte durchaus, je nach Größe des Stadtteils einige dieser anderen Patienten kennen. Das wäre ja soweit noch nicht schlimm. Was? Nicht schlimm? Vielleicht möchte ich nicht, dass mein Nachbar auf einmal meine Krankenakte kennt. Oder ich seine. Mal ehrlich, was ist so schwierig daran, den Zugang zu persönlichen medizinischen Daten zumindest minimal zu erschweren?
Sobald ein Patient das Behandlungszimmer verlässt wird der Rechner in den Ruhezustand versetzt und kann nur mit einem Passwort wieder angeworfen werden. Vielleicht könnte man das in die Ausbildung integrieren? Oder ist das jetzt wegen der elektronischen Gesundheitskarte sowieso egal?
Habt ihr so eine Situation auch schon mal erlebt? Mir passiert das tatsächlich häufig. Und wo soll man auch hingucken, wenn im Behandlungszimmer nichts anderes als ein Monitor ist?
Guten Morgen lieber Floyd,
lies das: https://netzpolitik.org/2015/krankenkassen-uebermitteln-ohne-identitaetspruefung-gesundheitsdaten/
und weine leise.
Ach du Schreck.
Nun wie auch in Behörden ist das gängige Praxis. (pun intended)
In der Regel gibt es für das allgemeine Personal, also Schwestern/Helfer, nicht ansatzweise Lehrgänge. Die sind immer sehr froh wenn die Anwendung ungefähr das tut, was sie sonst auch immer tut. Was das im Detail ist will man eh nicht wissen.
Nun, dein Vorschlag mit Ruhezustand habe ich als Lock-Screen (Windows-L) schon vor längerer Zeit versucht zu vermitteln. Funktioniert NIE. Das Problem sind mal wieder die Passwörter. Es gibt
1.) die Windows-Anmeldung – bei kleinen Praxen wie bei dir hat jeder PC den selben Benutzernamen/Kennwort;
2.) die verschiedenen Anwendungen – oftmals verschiedenste Benutzernamen, da das von verschiedenen Software-Herstellern eingerichtet wurde;
3.) Ewig lange Wartezeit beim An-/Ummelden – ich denke du hast auch schon festgestellt, dass in Praxen nur die billigsten PCs stehen. (Ausnahme der Chef-Arzt natürlich)
Lösung: den Arzt-Praxen sehr eindringlich Angst machen und auf Medien verweisen (ich hasse den Part) und dann jedem Mitarbeiter/Schwester an den kritischen Arbeitsplätzen eine eigene Benutzer-Chipkarte verpassen, die beim einstecken ins Gerät automatisch den Benutzer anmeldet und beim abziehen wieder abmeldet. Anschließend alles so automatisieren das Passwort eingaben maximal einmal notwendig ist. Alles sehr schwierig umzusetzen – und auch nur in Kliniken und bei Behörden ab Kreis-ebene machbar.
Das wichtigste ist aber – und da können wir alle etwas tun – die Leute zu informieren und zu „schulen“ – das bekommen sie von niemand anderem!
In diesem Sinne, bewahr die Nerven ;)
Danke für deinen Kommentar. Ist gut zu wissen, dass irgendwo da draussen Menschen sind, die sich des Themas bereits annehmen. Und natürlich ist es ein wichtiges Thema, denn es sind eben vertrauliche Daten.
Vielleicht reicht es ja auch schon, eine Schöne Pflanze vor den Monitor zu stellen, während Patienten alleine im Behandlungszimmer sind. Oder auch nur das Minimieren der Anwendung, die für die vertraulichen Daten verantwortlich ist ;) Ich glaube nämlich nicht, dass ein Patient an den Computer gehen und die Anwendung öffnen würde.
Jap, beim Augenarzt zuerst im Wartezimmer 30 Minuten mir die Krankengeschichten der älteren Damen anhören müssen (und so deren Namen mitgekriegt). Dann wurde ich von der Arzthelferin angewiesen im Behandlungszimmer aufm Stuhl Platzt zu nehmen, sie rief meine elektronische Akte auf und sagte, der Chefarzt komme gleich…
Und liess mich 10 Minuten mit dem Monitor allein: Da tauchten die gleichen Namen ausm Wartezimmer wieder auf!
Ich sehe zum Glück beim Arzt idR nur meine Krankenakte auf dem Monitor. Aber generell habe ich den Eindruck, dass den Beteiligten schlicht das Bewusstsein dafür fehlt, dass das, mit dem sie da täglich jonglieren, für ihre Patienten nun mal Privatsphäre darstellt.
Wir hatten früher eine Faxnummer (sigh!), die der einer Arztpraxis ähnelte. Wenn in den ortsansässigen Kliniken beim Faxen jemand eine 0 zuwenig vorweg gewählt hat (eine, um aus dem Kliniknetz rauszuwählen, die zweite für die Ortsvorwahl), dann landete das Fax bei uns. Auf die Art sind sicher ein halbes dutzend Arztbriefe auf unserem Fax gelandet.
Kann passieren. Ernüchternd war allerdings die Reaktion, wenn wir darauf in der Klink angerufen haben und versucht haben, die verantwortlichen Personen auf ihren Lapsus hinzuweisen. In der Regel lautete die Antwort, dann sollten wir das Fax eben wegschmeissen. Von einer Fürsorgepflicht für die Vertraulichkeit der Daten war da keine Spur.
Um auf den Bildschirm zurückzukommen: Viele, die beruflich viel mit Bahn oder Flugzeug unterwegs sind, und die Zeit dort zum arbeiten nutzen, werden die Display-Folien kennen, die verhindern, dass andere schräg auf den Bildschirm schauen können. Für so eine mechanische Lösung braucht es kein technisches Verständnis. Aber eben, das scheint mir auch nicht das Problem zu sein.