Im Iran ist die traditionelle Kopfbedeckung der Hidschāb. Spätestens im Alter von neun Jahren wird das Tragen der Kopfbedeckung für Mädchen zur Pflicht. Masih Alinejad ist eine iranische Journalistin, die im Exil lebt. 2005 deckte sie einen Skandal im iranischen Parlament auf und gilt seitdem als Persona non grata. Bei ihrer Arbeit als Reporterin fiel ihr auf, dass ihre Facebook Timeline durch die Berichterstattung über viele Mordfälle voller trauriger Geschichten war. So beschloß Masih ein wenig mehr über ihr eigenes Leben zu berichten, in dem es viel Freude gibt. So postete sie ein Foto von sich, wie sie ohne Hidschāb auf einer Straße rannte und lachte.
Darunter schrieb sie:
Whenever I run around in a free country and the wind blows through my hair, I am reminded that I come from a country which for 30 years has held my hair as a hostage to the government.
Natürlich fragten User, unter anderem aus dem Iran, warum sie das poste und dass sie in einem westlichen Land ja leicht reden hätte. Die Frauen im Iran hingegen hätten keine Wahl. Also suchte die Journalistin ein Foto von sich aus der Zeit, als sie noch im Iran lebte und auf dem sie die Haare offen trug. Heimlich. Frauen legen die Kopfbedeckung sehr häufig beim Autofahren ab. So auch bei Masih Alinejad. Unter das Foto schrieb sie:
I bet you that most iranian women have tasted the joy of stealthy freedom and they have pictures of.
My Stealthy Freedom
#mystealthyfreedom, also „Meine heimliche Freiheit“ war geboren.
Plötzlich schickten ihr viele Frauen Fotos mit offenen Haaren. Seitdem sammelt die Journalistin auf ihrer Facebookseite „My stealthy freedom“ Fotos von Frauen, die sich ohne Hidschāb zeigen. Zu vielen dieser Fotos wird zusätzlich eine kleiner Text veröffentlicht, den die Person geschrieben hat, die auf dem Foto zu sehen ist.
Zum Beispiel:
Zitat zum Foto:
…Yet, this photo was taken in 2011. During those days, bright colours had been forbidden to us. Even the act of wearing something green had become punishable (since the government was still hunting down the supporters of the Green movement). They had snatched joy and happiness out of our lives. Plucking up your courage to even momentarily take off your headscarf in the street was a big taboo. I named this photo the following: In my dream of freedom…
Oder das hier:
Zitat zum Foto:
The far away heaven being promised everyday is not so far, it is here under my steps each day! Enjoy it today and let that uncertain promised heaven dream fade away…away…away
Dabei geht es nicht darum, Kopfbedeckungen allgemein zu verbieten. Vielmehr geht es um die freie Wahl für Frauen, ob sie den Kopf bedecken wollen oder nicht. Letztendlich würden viele Iranerinnen diese kleinen heimlichen Momente der „Befreiung“ kennen.
Hier ein kleiner Bericht mit weiteren Fotos und Hintergründe zur Aktion:
It´s Mens Turn
Inzwischen gibt es auch einen Hashtag für Männer: #ItsMensTurn. Über diesen Hashtag unterstützen Männer ihre Frauen in ihrem Drang nach Freiheit und treten für Gleichberechtigung ein.
Zum Beispiel:
Zitat zum Foto:
human rights don’t have „gender“ i returned the rights of traveling, divorce and inheriting back to my wife. let’s start from ourselves
My Forbidden Song
Auf der Webseite mystealthyfreedom.net gibt es noch den Hashtag #myforbiddensong, unter dem iranische Frauen Lieder veröffentlichen. In der Realität dürfen iranische Frauen nicht in der Öffentlichkeit singen. Maximal vor anderen Frauen, aber eben nicht vor Männern.
Ich maße mir über die Gesetzgebung im Iran kein Urteil an, denn dazu kenne ich die iranische Kultur und das Leben vor Ort viel zu wenig.
Befreiung selbst gemacht
Spannend finde ich jedoch die Bewegungen, die sich aus Verboten heraus entwickeln. Wenn auf der Facebookseite bereits über 2.000 Fotos iranischer Frauen ohne Hidschāb gesammelt wurden, zeigt das nur eines: Den Mut dieser Frauen, für ihre Rechte und ihre Freiheit einzutreten. Auch wenn die Gefahr besteht, dass man beim Entdecken durch die Sittenpolizei ne fiese Moralpredigt erhält. Minimum. Oder 50 Peitschenhiebe. Oder Gefängnis. Oder beides.
Warum schreibe ich das alles? Weil mich diese Aktionen die letzten Tage unglaublich emotional berührt haben. In vielen Bildern liegt Freiheit, Mut und so vieles mehr. Die Augen wurden mit der Zeit immer wässriger (Männer weinen ja nicht). Als ich dann Bilder sah, auf denen Männer den Schleier ihrer Frauen in die Luft hielten bekam ich Gänsehaut. Wie schön ist das denn bitte. Bob Marley sang in „Redemption Song“ einst „None but ourselves can free our minds“.
In diesem Sinne. Freiheit für die Freiheit.
Schön, dass es das gibt. Traurig, dass es nötig ist.
Passend dazu: http://dingens.soup.io/post/632647915/hijabiswag
:-)